Genau deshalb poste ich die Kapitel, damit ihr mir sagen könnt, was gut ist und was nichtÄdit: Ich hoffe ich hab dich grade nicht zu sehr durch den Fleischwolf gedreht, aber das ist es was ich dazu meine... -.-´ Ich hoffe andere sehen das etwas anders als ich... ^^
Dazu muss ich schon noch was sagen:gerade gaaanz rein zufällig genau dort ist, wohin deine Helden flüchten...
Spoiler
Show
Es war nicht einmal annähernd Zufall, dass dieses Wesen genau dort spawnt, wo die hinflüchten...
Kapitel 11- Seyrià
Es war eigentlich keine richtige Besprechung, nur weil sie hier wie in einer Ratssitzung für Arme waren. Es war mehr ein "vor sich hinmurmeln" von Ideen, wie sie aus ihrer Situation herauskommen konnten. Dabei waren nicht nur die Gespräche an sich nahezu inhaltslos, auch die Personen waren alles andere als sonderlich aufgeweckt.
Nick wirkte ziemlich erschöpft, hatte den Kopf zwischen die Arme gelegt und lauschte dem, was die anderen sagten. Isaac wusste so viel, dass Nick das letzte Mal geschlafen hatte, als sie noch auf der Flame Sword gewesen waren, das lag inzwischen auch gut zwei Tage zurück.
Auch Nathalia hatte den Kopf auf die Hand gestützt und schaute müde umher, auch wenn sie immer noch versuchte dem Gespräch folgen zu können. Es war für Isaac angenehm in ihrer Gegenwart zu sein, auch wenn sie im Moment alles andere als gesprächig war.
Jessica warf Isaac immer wieder prüfende Blicke zu und er hatte keine Ahnung was mit ihr war. Er kannte sie noch überhaupt nicht und auch das, was er bisher von ihr wusste, sagte überhaupt nichts über sie aus. Bisher hatte sie noch nicht viel gesagt und wenn sie mal sprach, waren es meist nur wenige Worte. Eine gewisse Abneigung ging von ihr aus. Dabei konnte sich Isaac sehr gut vorstellen warum; er und Nathalia waren eigentlich Eindringlinge in das mehr oder weniger ruhige Leben der Besatzung auf der Flame Sword. Kathleen schwebte in Lebensgefahr, John war tot und sie befanden sich auf einem kleinen Bergungsschiff, ohne eine Möglichkeit irgendetwas zu tun.
Isaac selber beteiligte sich so gut es ging, doch seine Gedanken schweiften immer wieder ab. Auch er fühlte sich müde, doch trotz seiner Verletzungen war er Entschlossen irgendetwas zu tun und sei es nur eine sinnlose Diskussion zu führen. Nur schlafen kam für ihn nicht infrage und er glaubte, dass er Angst vor diesen Träumen hatte, wobei er das auch nicht genau sagen konnte.
Sie hatten schon versucht zu klären, wohin sie als nächstes überhaupt fliegen sollten. Sie brauchten dringend Verpflegung, sie hatten nicht mal genug für die nächsten paar Tage, auch Munition war knapp, sie hatten nicht mehr als ein paar Impulskapseln und ein halbes Dutzend Granaten. Bei einem Angriff hatten sie so oder so keine Chance, da sie nur eine Art übergroße Rettungskapsel flogen.
"Was ist mit Kathleen?", fragte Isaac nach und Nick erhob sich ein Stück.
"Die einzigen, die wohl ganz sicher irgendein Mittel haben, ihr zu helfen, sind die Acronta selber und an die kommen wir wohl schlecht heran."
"Aber gibt es denn nicht sonst noch irgendwo Leute, die vielleicht wissen, wie Kathleen zu helfen ist!", begann Isaac, bevor wieder dieses unangenehme und allmählich nervende Schweigen eintrat.
Nathalia meldete sich zu Wort. "Wir brauchen ein Gegengift, nichts weiter. Wir müssen niemanden fragen, was gegen das Gift der Acronta hilft, wir müssen jemanden fragen, der weiß wo wir welches bekommen!"
"Das wird lustig; Entschuldigen Sie bitte, wir brauchen ein bisschen Acronta-Gift, wir sind zu blöd um es selber zu besorgen und weil das ja auch Bäumen wächst haben Sie bestimmt auch was davon...klar doch!", meinte Nick entnervt. "Und selbst wenn wir jemanden zufällig treffen würden, der uns zufällig helfen kann und will, brauchen wir bestimmt auch ne hübsche Stange Geld, ich würde keinesfalls das Gegengift, welches ich als hochrangiger Forscher an einer terranischen Forschungseinrichtung habe und damit Reaktionen an Mäusen ausprobiere, kostenlos hergeben."
Nick schien allmählich richtig aggressiv zu werden, teils wegen ihrer ganzen Situation, teils wegen dieser Verzweiflung nichts tun zu können.
"Ich glaube nicht, dass wir Geldprobleme haben werden", meinte Nathalia. "Glaubt mir, die To´kaèsh sind keine Götter, nur weil sie so heißen und wir haben Geld wie jeder andere auch...also mehr als genug."
"Ja, alles auf euren kleinen Kriegszügen eingenommen", meinte Nick verächtlich.
"Vielleicht ist das ein Konto, welches ich schon als kleines Mädchen hatte, wo meine Eltern noch für verantwortlich waren, nur habe ich dieses Geld nie gebraucht. Natürlich können wir auch einfach klauen, was wir benötigen, aber vielleicht wäre es euch lieber, wenn ich einfach das Geld nehme und damit alles ganz legal auf irgendeiner Raumstation erwerbe, wenn du so viel Wert darauf legst!", gab Nathalia gereizt zurück.
Nick verschränkte die Arme. "Könnt ihr nicht einfach eure Freunde herbeirufen? Wenn ihr euch schon Götter nennt, könnt ihr doch auch problemlos Hilfe anfordern!"
Aus irgendeinem Grund verärgerte diese Aussage Isaac ziemlich. "Wir sind keine Götter! Ich glaube kaum, dass es so etwas wirklich gibt und das hier", er hob seinen rechten Arm so gut es ging an, "würde einem Gott niemals passieren können! Du musst dich damit abfinden, dass Nathalia und ich auch nur Menschen sind. Wir sind trotz unserer Fähigkeiten auf vollkommen weltliche Dinge angewiesen."
"Außerdem glaube ich kaum, dass wir sonderlich groß empfangen werden würden. Mit Waffen ja, aber Isaac und ich haben den Kreis der Zehn verlassen."
"Der Kreis der zehn?", hakte Jessica nach. Zum ersten Mal schien ihr Interesse geweckt.
"Ich...die zehn To´kaèsh haben sich zusammengeschlossen, der Kreis der Zehn. Du weißt sicherlich, dass die To´kaèsh auch als Sucher bekannt sind. Also auf der Suche nach irgendetwas." Nathalia strich sich die Haare aus dem Gesicht, die- wie Isaac erst jetzt auffiel- einen blassen Grauton angenommen hatten. "Nur vereint konnten wir unsere Suche überhaupt beginnen."
"Wonach habt ihr eigentlich gesucht?", fragte Jessica weiter.
"Keine Ahnung. Das weiß nur unser Anführer, Faèn. Er ist auch der einzige, der überhaupt noch wirklich an das glaubt, was wir tun. Isaac und ich sind in seinen Augen Verräter, Faèn hat versucht Isaac umzubringen und ich glaube kaum, dass die anderen To´kaèsh uns nicht auf der Stelle umbringen würden."
"Also, Geldprobleme würden wir keine haben, doch wo sollen wir Hilfe für Kathleen herbekommen? Und wo sind wir vor den Rettern in Sicherheit?", versuchte Isaac zurück zum Thema zu kommen.
"Sie sind hinter uns her?", fragte Jessica überrascht und Nick wirkte ebenfalls erschrocken.
Nathalia nickte müde. "Ja, die Terraner haben uns die Möglichkeit gegeben, uns von der Venator zu entfernen aber die Retter sind ein Netzwerk, es gibt vermutlich hunderttausende, nicht nur Soldaten sondern auch einfache Bürger aller möglichen Rassen, die mich und Isaac sofort erkennen würden. Ich glaube, es ist inzwischen bekannt, dass wir beide Verräter sind."
"Also sind sie nicht hinter uns sondern nur hinter euch beiden her!", sagte Nick wütend. "Wir hätten deutlich weniger Probleme, wenn..." Den Rest des Satzes ließ er offen. Es dauerte einen Moment bis Isaac verstand, worauf Nick hinaus wollte. Bevor er etwas sagen konnte sprang Nathalia auf und ließ ihrem Zorn freien Lauf.
"Isaac und ich sind nicht freiwillig hier!", brüllte sie Nick ins Gesicht. "Für alles was passiert gibst du uns die Schuld, du glaubst, dass du irgendetwas ändern könntest!" Nick schrumpfte mit einem Mal zusammen und nun wurde Isaac klar, was für Fähigkeiten Nathalia als Tokaier hatte. Ihr Gesicht schien deutlich schmaler zu sein und ihre Zähne standen raubtierähnlich hervor. Aus Nathalias Händen hatten sich in Sekunden Klauen geformt und sogar ihre Körperhaltung änderte sich, sie ging leicht in die Hocke, wie als ob sie kurz vor einem Angriff wäre. Ihre Augen hatten ein grausames rot angenommen, genau wie ihre Haare.
Isaac war in irgendeiner Weise erleichtert, jetzt wurde ihm klar, dass nicht nur er unerklärliche und unpassende Wutanfälle hatte. Er legte Nathalia eine Hand auf die Schulter und sie setzte sich schnaubend, ohne noch etwas zu sagen. Auch schien ihr Körper wieder zurückzuwandeln. Die Zähne wurden wieder normal, die Hände verloren die Krallen, ihre Augen nahmen wieder einen Grünton an und ihre Haare gingen wieder in ein mattes Grau.
"Es wäre hilfreich, wenn ihr euch nicht ständig in den Haaren hättet!", meinte Isaac müde aber bestimmt, ehe er fortfuhr. "Nathalia hat recht, daran lässt sich nichts ändern, dass wir hier sind."
Nick entgegnete wütend aber immer noch etwas eingeschüchtert: "Was wollt ihr hier? Ihr habt bei uns nichts, was ihr hier bei uns wollt! Wenn wir durch euch beide nur unnötig in Gefahr geraten, solltet ihr wohl besser verschwinden!"
"Was willst du denn als nächstes tun?", fragte Isaac möglichst ruhig und neutral, auch wenn Nicks Worte eine gewisse Wahrheit hatten.
"Ich möchte, dass Kathleen überlebt! Ohne euch wäre es nie soweit gekommen, John wäre noch am Leben und Kathleen würde nicht im Sterben liegen!", gab Nick aufgebracht zurück.
"Und mir ist das deiner Meinung nach alles vollkommen egal?", fragte Isaac leise. "Meinst du nicht, dass es mich ebenso frustriert, Kathleen nicht helfen zu können? Glaubst du, dass mir Johns Tod egal ist?"
"Ich...", begann Nick etwas verwirrt, aber Isaac fiel ihm ins Wort.
"Mir ist bewusst, dass ihr euch jahrelang auf der Flame Sword ein Leben wie eine Art Familie aufgebaut habt! Euch ging es lange Zeit gut und die Welt war wohl wunderbar, nicht? Aber ich glaube, dass ihr es noch nicht allzu lange mitbekommen habt, dass wir in einem Krieg sind! Es ist wohl schwer zu erwarten, dass in einem Krieg alles immer so kommt, wie man es erwartet! Wie man es gerne haben möchte!"
Nick sagte nichts, stattdessen meldete sich Jessica mit knappen Worten. "Was tun wir also als nächstes?" Ohne Zweifel schien sie das Ziel ihrer kleinen Besprechung nicht aus den Augen verloren zu haben.
Nick murmelte entgeistert: "Krieg...klar doch...wenn ihr nicht mehr im Kreis der Zehn oder wie dieser Mist heißt seid, müsste es doch gar keinen Krieg mehr geben..."
Entnervt verdrehte Isaac die Augen, doch er wusste, dass Nick versuchte irgendetwas an der Wahrheit, die weder ihm, noch den anderen hier Anwesenden gefiel, zu ändern versuchte. "Faèn möchte nicht nur diese Suche beenden, er möchte zudem die Zivilisationen vernichten. Alle Wesen, die sich selbst als intelligent bezeichnen sollen ausgerottet werden!"
Für Isaac kam diese Aussage ganz normal vor, schließlich war es das, was die Retter schon seit Jahrhunderten versuchten. Doch Nicks und Jessicas Gesichter zeigten eine Mischung aus Abscheu und Entsetzen. Auch wenn er dieses Töten verabscheute, musste Isaac zumindest diesen Beweggrund verteidigen. "Ihr wisst, wie die Erde zu dem geworden ist, was sie jetzt darstellt?", fragte er, doch Nick und Jessica schüttelten die Köpfe, sogar Nathalia wusste es nicht. Dabei war es Isaac erst vor wenigen Sekunden wieder eingefallen, was mit diesem legendären Planeten passiert war; anscheinend konnte er sich wirklich nach und nach erinnern, was er in seinem bisherigen Leben mitbekommen hatte.
"Die meisten Leute wissen nicht, wie die Erde früher war. Heute ist sie verseucht, voller Ruinen und hat nichts von ihrer Schönheit behalten. Und das innerhalb von zweitausend Jahren. Denn davor war die Erde das, was wir uns unter einem Paradies vorstellen würden, schneebedeckte Berge, düstere Wälder, ein blauer Ozean und millionen von Tier- und Pflanzenarten. Von diesen Tieren jedoch stach eine Art ganz besonders hervor; sie nannte sich selbst Mensch, was an sich schon besonders war. Doch diese Rasse war keinesfalls ein großer Schritt der Evolution, es war mehr eine Missbildung oder ein Virus. Der Mensch stand nicht an der Spitze der Nahrungskette und er erhob sich nicht bis nach dort, er rottete seine Feinde einfach aus. Durch die Entwicklung dieser Rasse starben so viele Lebewesen aus, dass die Erde bereits vor dreitausend Jahren besudelt war. Doch damals hätte noch Hoffnung bestanden, das Gesicht der Erde umzugestalten, es wieder zurückzuwandeln; ohne den Menschen."
Isaac bemerkte gar nicht, dass er eine Geschichte erzählte, die er irgendwann- genau wusste er nicht- selber so erzählt bekommen hatte. Er konnte sich sogar an jedes einzelne Wort erinnern. "Doch durch den technologischen Fortschritt der Menschen brachen auch immer mehr Kriege zwischen den Nationen aus. Massenvernichtungswaffen wurden immer häufiger eingesetzt und sie töteten nicht nur Menschen, sie töteten alle Tiere und Pflanzen. Es gab sogar die Möglichkeit sich mithilfe von Bunkern zu schützen, doch die Menschen dachten gar nicht daran diese Orte mit anderen Tieren zu teilen, damit diese sich ebenfalls schützen konnten. Sobald ein Lebewesen in die Bunker kam, wurde es getötet, wenn es kein Mensch war.
Der Krieg, der sich vor gut zweitausend Jahren auf der Erde abgespielt hatte, das Ende des dortigen Lebens. Es waren Acronta gewesen, die terranische Planeten und Stationen angegriffen hatten und die Erde war nicht der einzige Planet, der mit grausamen Waffen angegriffen wurde. Heute lebt niemand mehr auf diesem Planeten und er ist ein Mahnmal der Acronta geworden. Und das Symbol der Retter. Das Schicksal der Erde hat diesen Krieg ausgelöst, hat überhaupt erst die To´kaèsh zusammengerufen."
Die drei schauten Isaac entgeistert an, doch während Nathalia nur darüber entsetzt war, dass Isaac diese Geschichte überhaupt kannte und dass er sich plötzlich wieder daran erinnert hatte, waren Jessica und Nick schockiert über den Inhalt dieser Erzählung. Ohne zu warten fuhr er fort.
"Die Retter kennen keine Regeln, nur weil es nicht wie ein Krieg anfühlt, heißt das nicht, dass es keiner ist. Die Zivilisationen müssen sich an Regeln im Krieg halten, was absolut lächerlich ist, die Retter sagen ihren Feinden nicht: Wir sind jetzt im Krieg. Passt auf, wenn ihr einen von uns seht. Noch dazu sind die Retter keine eigene Rasse und somit zwischen all den anderen Bürgern nicht ausfindig zu machen, bis sie zuschlagen."
Einen Moment lang herrschte Stille, dann stieß Nick ungläubig aus: "Die Zivilisationen ausrotten?"
"Ja, die Zivilisationen ausrotten, hast schon verstanden! Was meinst du, warum wir in den letzten beiden Jahrtausenden überhaupt keine technologischen Fortschritte hatte, außer in der Waffentechnik? Selbst die Mode ist schon zweitausend Jahre alt, wenn nicht sogar noch älter. Alles, was die Menschen herstellen oder bauen hat sich schon seit Generationen nicht verändert; bis auf die Waffen. Ich hasse es zu töten und ich möchte die Menschen nicht ausrotten, wie es die Retter tun wollen, doch ich glaube nicht, dass so etwas eine positive Entwicklung ist!"
"Gut, jetzt wisst ihr beide, was euch erwartet, wenn ihr auf andere Retter stoßt", meinte Isaac müde. "Nur haben wir immer noch nicht geklärt, was wir als nächstes tun. Wohin soll´s jetzt gehen?"
Der Rest des Gesprächs sah so aus, dass Nathalia und Nick, beide mit ziemlich erschöpftem Ausdruck und beinahe ohne ein Wort herumsaßen und Jessica und Isaac zuhörten, die darüber sprachen, wohin sie jetzt fliegen wollten. Oder eher mussten. Das was Isaac bei Jessica zuerst für Abneigung gehalten hatte, wirkte nun doch mehr wie Zurückhaltung und Vorsicht, vermutlich einfach weil er kein einfacher Mensch war.
Es dauerte nicht allzu lang- was vielleicht daran lag, dass Nick und Nathalia nur herumsaßen-, dann hatten sie sich auf ihre nächstes Ziel geeinigt, wo sie nicht nur sicher vor dem terranischen Militär wären, sondern auch, wo sie sich versorgen und möglichst auch ein richtiges Schiff auftreiben konnten. Ein Beschleuniger im Orbit von Tenla führte in ein von Piraten kontrolliertes System, zwar wussten Isaac und Jessica weder den Namen des Systems noch des Piratenclans, der dort herrschte, doch sie einigten sich unter sehr spärlichen Einwürfen von Nick oder Nathalia schließlich darauf, dass es die einzige Möglichkeit wäre.
Zwar hatte Tenla vier orbitgestützte Beschleuniger doch einer davon führte zurück nach Nura-III, wo sich noch immer die Flotte der Retter befand, zwei führten in terranisches Militärgebiet, was sowohl Zufall als auch Pech war und ein Beschleuniger führte in ein Piratengebiet. Dort war es tatsächlich- auch wenn das merkwürdig klingen mochte- am sichersten.
Jessica verließ kurz darauf den Besatzungsraum und allmählich schien auch Nick wieder wach zu werden, zumindest fing er an Fragen zu stellen über das, was er vorhin gehört hatte, von möglicher Hilfe für Kathleen, den Beweggründen der Retter bis zu Fragen über Nathalia und Isaacs Herkunft, er schien unbedingt wissen zu wollen, warum er sich in dieser Situation befand.
Isaac fiel auf, dass Nick noch immer einen teilweise genervten, teilweise verärgerten Gesichtsausdruck hatte. Doch zwischen ihm und Nathalia war schon bald ein Gespräch entbrannt und weil Isaac allmählich Kopfschmerzen bekam- was zweifellos an seinen bisherigen Erlebnissen lag, daran zweifelte er kein bisschen- wollte er sich doch hinlegen.
Er befand sich jetzt auf dem Weg zurück in den Krankensaal, inzwischen fühlte er sich da sogar fast wohl, wenn man davon absah, dass Isaac meistens halbtot dort in einem Bett erwachte. Seine Kopfschmerzen wurden immer schlimmer, je näher er dem Krankensaal kam, fast so als wollten sie verhindern, dass Isaac irgendwelche Mittel gegen seine Schmerzen nahm.
Als er die Tür zum Saal schließlich öffnete und kurzerhand einen der unzähligen Schränke neben der Tür durchwühlte, dachte er wieder über die monströse Kreatur nach, welche ihn angegriffen hatte. Wohlgemerkt, ihn, Isaac. Nick hatte ohne Probleme zurück aufs Schiff gehen können, während Isaac keine Chance dazu gehabt hatte. Auch fragte er sich, wie dieses Wesen hierhergekommen war, vor allem aber, was es gewesen war. Doch vermutlich war das auch egal, umkehren und nachschauen, was es mit dieser Kreatur auf sich hatte, wäre Wahnsinn und unnötig, sodass Isaac sich mit dem Gedanken abfinden musste, es nicht herausfinden zu können.
Isaacs Kopfschmerzen wurden immer heftiger und allmählich glaubte er nicht, dass es irgendwie an Stress oder etwas Ähnlichem lag. Ohne irgendetwas gegen die Schmerzen gefunden zu haben, schloss er die Schränke wieder und beschloss, abzuwarten. Als er auf der Flame Sword aufgewacht war, hatte er nach nur zwei Tagen nicht die Spur einer Verletzung gehabt und angefangen hatte das auch mit plötzlichen Schmerzen.
Auch wenn Isaac kaum noch die Augen öffnen konnte, ging er zu einem der Betten und legte sich vorsichtig darauf, um seinen Arm zu schonen. Sein Kopf dröhnte, pochte und brannte und er hatte nicht die geringste Vorstellung, was es bedeutete, wenn sich sein Körper selbst generierte. Er würde Nathalia so bald wie möglich danach fragen müssen, doch zuerst musste er erst mal diese verdammten Schmerzen aushalten.
Trotz der Versuche die Augen zu schließen und zu schlafen, Isaac lag eine halbe Ewigkeit- wohl eher nur ein paar Minuten- wach und starrte die schwach erleuchtete Decke an. Schließlich hielt er das Herumliegen nicht mehr aus und stand auf. Allmählich wunderte sich Isaac wirklich über die Stärke und Dauer dieser Schmerzen. Als sich seine Wunden auf der Flame Sword von alleine geheilt hatten, war es nur ein kurzer Moment des Schmerzes, nicht aber so etwas.
Die gesunde Hand an den Kopf gepresst wollte er den Raum verlassen und schon auf dem Weg zur Tür wurde das Dröhnen in seinem Schädel schwächer. Er hielt inne und wartete, doch seine Hoffnung, dass diese verfluchten Qualen endlich aufhören würden, erfüllte sich nicht. Isaac verfluchte es, ein To´kaèsh zu sein. Gerade eben noch hatte er sich keine Gedanken darum gemacht, doch solche Schmerzen von einem Moment auf den nächsten waren nicht auszuhalten und da half auch kein hin und her Gelaufe.
Und so, wie diese Kopfschmerzen gekommen waren, verschwanden sie wieder.
Isaacs Blick klärte sich und nicht die Spur von Unwohlbefinden blieb zurück. Was war das für ein kranker Mist? Erleichtert und trotzdem wütend öffnete Isaac die Tür auf den Gang. Und bevor er einen Schritt machen konnte, verschwand alles um ihn herum in einem grellen Licht.
Zwar gab es nie ein wirklich gutes Verhältnis zwischen Acronta und Menschen und nachdem sich die Gemeinschaft zwischen den verschiedenen Völkern aufgrund der Angriffe der Retter aufgelöst hatte, waren diese beiden Rassen beinahe in einem Krieg versunken. Doch nicht überall herrschte Zwietracht, zumindest in keinem allzu großen Maße. Gerade Nura-III war ein Platz, der trotz seiner Abgeschiedenheit als Symbol der Eintracht und des Zusammenseins von Menschen und Acronta betrachtet, auch wenn es nicht der einzige Planet war, den beide Völker miteinander bevölkerten.
Inzwischen war der ganze Planet nicht nur deutlich bekannter, sondern vor allem vollkommen zerstört. Auf Nura-III hatten mehrere millionen Menschen und Acronta gelebt, es waren eigentlich viele Millionen gewesen, auch wenn es nie genaue Zahlen gegeben hatte.
Es gab keine Funksignale mehr, die von den Städten auf Nura-III ausgingen, keine Hilferufe mehr, kein Schiff versuchte Flüchtlinge in irgendein anderes System zu bringen. Wie auch? Es gab keine Schiffe mehr, keine Funkstationen und auch sonst keine intakten Gebäude mehr. Es gab noch nicht einmal mehr Leute, die flüchten mussten oder die Hilfe anfordern konnten. Sämtliche Städte waren mit Bomben und Raketen bedeckt worden, anschließend waren hunderttausende Soldaten mit Landeplattformen und schweren Schiffen auf den Boden gekommen und hatten sich durch die Trümmerfelder in den Straßen gekämpft.
Nicht nur, weil Acronta, Menschen, Reiiel und andere Wesen am Angriff beteiligt waren und auch eine bunte Ansammlung an Fahrzeugen, Waffen und Ausrüstung mitgeführt worden waren, auch weil keine Gefangenen gemacht wurden. Planeteninvasionen waren nichts Neues, auch wenn sie jedes Mal wieder für Schlagzeilen in den benachbarten Systemen sorgten, doch immer war in diesen Nachrichten die Rede von tausenden Sklaven oder Geiseln. Auf Nura-III war jeder Mensch und jeder Acront abgeschlachtet worden, die Leichen lagen zu hunderten in den brennenden Gebäuden, unter Trümmern oder einfach auf der Straße herum, wer sollte sich schon um sie kümmern und sie bestatten?
Zwar war Nura-III eigentlich eine recht warme Welt, doch der allzu seltene Winter hatte nun die Hauptstadt heimgesucht, zumindest das, was davon übrig war.
Gerade einmal vor einer Woche waren die ersten Raketen explodiert und die ersten Schüsse gefallen und schon jetzt herrschte eine unglaubliche Ruhe auf dem gesamten Planeten. Keine Gleiter, keine in den Raumhäfen startenden und landenden Raumschiffe und auch die Stadt mit ihren einst gigantischen Gebäuden, die alle drei Meter hohe Stockwerke hatte und auch am Tag mit Licht durchflutet war, lag in Trümmern. Die meisten Gebäude waren aus verschiedenen Arten von Beton oder anderem Stein errichtet worden, sodass nun zwischen den hoch in den Himmel ragenden Ruinen keine Straßen mehr zu erkennen waren, sondern nur noch Steinsplitter, Flammen, Wracks von allen möglichen Maschinen und teilweise grausam entstellten und verbrannten Leichen.
Gerade einmal eine Woche...
Es kam Ruvon wie eine Ewigkeit vor. Eine Woche war es erst her, doch statt wie sonst in einem der Patrouillenkreuzer zu schlafen, verbrachte er die Nächte unter der Erde. Es war verdammt dunkel, es stank nach verbranntem Fleisch und die Luft war stickig. Es waren uralte Keller, die tief unter die Erde gingen, teilweise waren sie verschüttet, doch es war hier wenigstens einigermaßen sicher. Die Retter konnten nicht einfach hier hinab kommen.
Trotzdem, es war eine Erleichterung dieses Versteck erstmal verlassen zu können, in dem sich an die hundert Überlebende aufhielten. Davon waren gut die Hälfte Soldaten, die den einzigen Eingang in dieses Kellersystem verbargen. Vor einem Tag waren die Schiffe der Retter abgezogen, nur einige Patrouillen blieben im Schnee zurück und das waren so wenige Krieger, dass Ruvon und die anderen schließlich beschlossen hatten, die Umgebung zu sichern und dann zu versuchen, die Überlebenden irgendwo unterzubringen. Wie, das spielte keine Rolle, zuerst ging es darum, die verbliebenden Retter auszuschalten, sofern sich noch welche in den Resten der Hauptstadt aufhielten.
Mit dreizehn anderen Männern und Frauen, alle schwer bewaffnet, stapfte Ruvon durch den Schnee. Hin und wieder waren die Straßen blockiert, sodass der Trupp umkehren musste, doch sie alle hatten keine Bedenken hier raus zu kommen. Notfalls würden sie tagelang herumirren, doch daran dachte keiner von ihnen.
Die Kälte und die vergangenen Ereignisse machten Ruvon schwer zu schaffen und er wusste, dass es den anderen auch so erging. Die Nacht war hereingebrochen und sie alle waren trotz der gelegentlichen Brände nahezu blind, sodass er schließlich eine Rast im Untergeschoss eines noch recht intakten Hauses befahl. Dieses war riesig, doch davon war nicht mehr viel zu erkennen.
Ruvon war offiziell gesehen kein Befehlshaber, er hatte eigentlich keine Kommandos zu geben, doch er war trotz seiner erst vierzig Lebensjahre der Erfahrenste unter ihnen. Dass sich mehr Soldaten als Zivilisten in den Schacht hatten retten können lag daran, dass der Zugang zu diesem Schacht direkt unter einer Kaserne lag. Leider waren diese Soldaten zwar gut ausgebildet, verfügten aber über keinerlei praktischer Erfahrung.
Deshalb befolgten sie alle seine Befehle, auch wenn es für ihn ziemlich merkwürdig war, dass sie alle das machten, was er sagte. Ihm war bewusst, dass er für das Leben seiner Soldaten verantwortlich war und gerade das machte Ruvon Angst. Sie würden garantiert auf Patrouillen der Retter stoßen. Deswegen hatte Ruvon auch keine Lust unvorbereitet auf Feinde zu treffen.
Während die Männer und Frauen in dem teilweise eingestürzten Haus ihre Ausrüstung ablegten und versuchten sich hinzulegen, ging Ruvon zu einer recht kleinen Frau, die in der Ecke saß. Ihre Haare waren dunkelblond und fielen ihr in Strähnen über die Schultern, ihre Augen blickten wachsam umher, wie als fürchtete sie einen Angriff von irgendjemandem oder irgendetwas. Als sie Ruvon erblickte, schaute sie auf und wusste vermutlich auch, was er ihr gleich auftragen würde.
Ihm war sofort bewusst, dass sich Wut in ihm ansammelte, doch dieses Mal würde Isaac sich nicht zurückhalten, es gar nicht erst versuchen. Er konnte nichts sehen, lediglich dieses Licht und er wusste bereits, was es war. Jemand hatte seinen Geist nach seinem ausgesandt. Zumindest hatte es Nathalia so beschrieben. Dass er gerade jetzt auf diese Weise aus seinem Körper gerissen wurde, nur damit irgendjemand mit ihm plaudern konnte, trieb ihn zur Weißglut.
Dann erreichten ihn Worte und obwohl er keine Stimme vernehmen konnte, hatte er das Gefühl, dass das grelle Weiß um ihn herum vibrierte, so machtvoll war diese Wahrnehmung. Hätte Isaac einen Körper gehabt, wäre er zurückgewichen, doch er konnte so noch nicht einmal sagen, ob das, was er sah wirklich real war.
"Du musst mir zuhören, denn ich habe nicht viel Zeit!"
"Wer bist du?", fragte Isaac sofort, denn er verspürte nun doch so etwas wie Angst, sein Zorn über dieses gewaltsame Eindringen in seinen Geist war verraucht.
"Hör mir zu! Bitte!" Die Stimme hatte zwar keinen Tonfall, doch Isaac meinte, dass sie flehend klang und er beschloss mit seinen Fragen zu warten. "Ich weiß, wonach Faèn sucht! Die To´kaèsh wissen nicht, wonach sie suchen, doch er weiß es. Um die Zivilisationen aus Rache zu vernichten, muss er ganze Welten zerstören!"
Isaac fuhr dazwischen, denn er hatte sofort begriffen, worauf der Unbekannte hinaus wollte. "Er sucht also nach etwas, womit er ganze Welten vernichten kann?"
"Nein!", unterband die Stimme machtvoll weitere Fragen. "Er sucht nach etwas, womit er den Schaden durch weltliche Waffen wieder ausgleichen kann. Wenn er ganze Welten mit Feuer überziehen lässt, dann hat er zwar die Zivilisationen, die für alle Kriege, für alles Leid der Natur verantwortlich sind, ausgelöscht, doch auch das, was er eigentlich retten wollte- nämlich das Leben- hat er damit vernichtet. Das wonach ihr sucht, kann Leben erschaffen!"
Zwar war Isaacs Gabe als To´kaèsh eine hohe Intelligenz und ein perfektes Erinnerungsvermögen, doch jetzt wurde dies auf eine harte Probe gestellt. Faèn wollte also alles Leben vernichten und dann Neues erschaffen. Und er brauchte alle zehn To´kaèsh in sich vereint, um etwas zu aktivieren, was Leben erschaffen konnte. "Das, was wir in unseren Träumen sehen?", fragte Isaac noch einmal nach.
"Ja, wir alle können es immer wieder sehen, es sucht uns in Visionen heim und verhindert so, dass wir es vergessen", sagte die Stimme.
"Was heißt wir?", fragte Isaac überrascht. "Bist du einer der Zehn?"
Ein kurzes Zögern erfolgte, dann erwiderte die Stimme: "Nein. Doch auch ich kann diese Zeichen sehen. Doch ihr habt euch geirrt, ihr könnt dieses Artefakt nicht aktivieren."
"Was?", fragte Isaac ungläubig. "Wir können es nicht aktivieren? Warum sonst sind wir das, was wir sind? Warum gibt es zehn von uns, wenn wir nicht einmal vereint aktivieren können, wonach wir Jahrhunderte lang suchen? Wer sonst soll dieses Artefakt benutzen können?"
"Ich", antwortete die Stimme sofort. "Ich habe keine Zeit mehr..."
Isaac spürte, wie die Helligkeit nachließ, allmählich wurde es dunkler, auch wenn noch immer nichts zu erkennen war. "Warte...was soll ich tun?"
Die Stimme war schon weit entfernt, soweit man das in so einer Dimension überhaupt sagen konnte. "Ihr müsst mir helfen. Mein Körper ist schon schwach..." Wie zur Bestätigung dieser Worte wurde es fast vollständig dunkel und Isaac spürte schon wieder seinen Körper.
"Wie heißt du?", fragte er in die Dunkelheit.
Ganz leise antwortete die Stimme: "Seyrià..."
Als Isaac die Augen aufschlug, fluchte er. Wieso hatte er nicht weiter nachgefragt? Jetzt wusste er noch nicht einmal, wer da mit ihm gesprochen hatte und der Name half ihm genauso wenig weiter, wie das, was er gerade erfahren hatte. Er war wirklich erstaunt, wie seine eigene Persönlichkeit verschwunden war, er hatte einfach nur den tonlosen Stimmen gelauscht und noch nicht einmal nachgedacht. Warum?
Schließlich war Isaac gerade von irgendjemandem angesprochen worden. Einfach so. Jetzt lagen Isaac so viele Fragen auf der Zunge, dass er am liebsten geschrien hätte. Das einzige, wo sich Isaac sicher sein konnte war, dass jemand seinen Geist angegriffen hatte und ihn nicht einfach nur berührt hatte. Woher er das wusste, war ihm selber nicht klar, anscheinend lag das an dem Wissen, welches nach und nach in seinen Verstand zurückkehrte, doch das war jetzt unwichtig.
Die Kopfschmerzen und die Orientierungslosigkeit hatten also am Angriff auf seinen Geist gelegen, ansonsten war es eigentlich genau so gewesen, wie auf der Flame Sword als Nathalia nach ihm gesucht hatte. Es interessierte Isaac immer mehr, wie das Aussenden des eigenen Bewusstseins funktionierte.
Doch als er sich aufrichtete, versuchte er zuerst die unzähligen Fragen über die Unbekannte Gestalt aus seinem Verstand zu verdrängen, was ihm dank seiner Intelligenz oder zumindest aufgrund seiner Fähigkeit als To´kaèsh sehr leicht fiel. Isaac bemerkte, dass sein rechter Arm kaum zu bewegen war und riss sich schließlich den Verband und die Fixierungsträger aus Eisen herunter, um den Arm besser bewegen zu können. Er war vollkommen in Gedanken versunken und verließ den Krankensaal wieder.
Natürlich war Isaac bewusst, warum es überhaupt die Retter gab, sie wollten die Zivilisationen vernichten, jede Spur auf deren Existenz auslöschen und anschließend selber diese Zivilisationen ersetzen. Erst jetzt wurde Isaac bewusst, dass er selber dieses Ziel angestrebt hatte, doch er wusste nun, was Faèn tun wollte. Faèn wollte nicht nur intelligentes Leben vernichten, er wollte wirklich alles an Leben ausrotten, überall im Universum. Wie er das schaffen wollte, war Isaac schleierhaft, doch anscheinend war Faèn auch der einzige, der dieses Ziel verfolgt. Doch Isaac konnte darin keinen Wahnsinn entdecken, es ergab alles einen Sinn.
Die Zivilisationen, die sich immer weiter entwickelt hatten, verwüsteten schon seit Jahrtausenden -wenn nicht sogar noch länger- ihr Umfeld, sie bekriegten sich und ganze Planeten, die einst voller Leben waren, hatten heute ein entstelltes Gesicht. Faèn wollte quasi den Zyklus des Lebens vollkommen auslöschen und anschließend mit etwas komplett Neuen ersetzen. Isaac hätte es sogar als reale Vorstellung angesehen, wenn es da nicht ein Problem gäbe: es gab hunderttausende Planeten, sie alle hatten entweder schon seit mehreren millionen Jahren Leben oder durch die Ausbreitung der Völker künstliche Lebensräume für alle möglichen Tiere und Pflanzen bekommen. Wie wollte Faèn zuerst dieses ganze Leben vernichten und anschließend auch noch neu einsetzen?
Und was Isaac vor allem beschäftigte: Das Symbol, was er und jeder andere To´kaèsh sah, war für sie vollkommen wertlos. Dieses...Artefakt...sie konnten es nicht benutzen aber genau das war es, was Faèn benötigte, um seinen überdimensionierten Plan umzusetzen. Wusste Faèn das überhaupt? Dass sie nicht nach dem Artefakt suchen mussten? Stattdessen war ihre Suche nicht die nach einem Artefakt, das Leben erschaffen konnte, sondern nach...an dieser Stelle hatte Isaac keine Ahnung mehr.
Seryrià...er wusste nicht, wer das sein sollte. Er wusste ja noch nicht einmal, ob es sich bei dieser Person um einen Mann oder eine Frau handelte, ob es überhaupt ein Mensch war. Und das war der Schlüssel für dieses Artefakt.
Isaac hielt inne und stellte fest, dass er wieder bei dem Besatzungsraum gelandet war, in dem sie vorhin noch miteinander gesprochen hatten. Als er die Tür öffnete, sah er sofort, dass Nick auf gegangen war. Nathalia schien zu schlafen und saß noch immer am gleichen Tisch, an dem sie auch zuvor gesessen hatte. Es war eigentlich Zufall gewesen, dass Isaac ausgerechnet zurück in den Besatzungsraum gegangen war, wo er doch nicht genau wissen konnte, ob Nathalia noch dort war. Auch hatte er Glück dass sie alleine war.
Er hasste es immer wieder zu reden und noch mehr zu reden, doch nach dem, was gerade eben geschehen war, hatte Isaac keine Ahnung, was er sonst tun konnte. Außer rede.
Er setzte sich auf einen Stuhl und schaute zu Nathalia. Eigentlich hätte man gar nicht gesehen, dass sie eine To´kaèri war, im Moment wirkte sie wie jeder andere Mensch auch. Sanft berührte Isaac sie an der Schulter. Sofort öffnete sie ihre Augen und zuckte ein Stück zurück, dann erkannte sie, wer vor ihr saß.
"Was is?", fragte sie vollkommen verschlafen und rieb sich über das Gesicht.
Gerade hatte Isaac noch unbedingt über diese Begegnung reden wollen, doch mit einem Mal kam ihm etwas anders in den Sinn, was ihm im Moment merkwürdig wichtig vorkam. "Ich...wollte wissen, was ich immer für...Anfälle habe. Manchmal verliere ich einfach die Kontrolle über mich, wie vorhin als Nick zu uns kam und auch schon auf der Flame Sword. Was hat es damit auf sich?"
Nathalias eben noch von Müdigkeit gezeichnetes Gesicht schien sich zu glätten, die Haare verloren die Trübnis und sie saß auch etwas aufrechter da. Auch wenn sie ihren Körper mehr oder weniger verändern konnte, sodass sie nicht so müde wirkte, ihr Blick war genauso müde und stumpf wie zuvor. "Das ist wirklich nichts Besonderes. Alle To´kaèsh haben immer wieder zu vollkommen unpassenden Momenten solche Wutausbrüche. Sie kommen von den Kräften im Inneren des Körpers und deuten daraufhin, dass der Körper zu schwach ist, um solche Kräfte zu tragen."
"Aber was ist, wenn...wenn ich im falschen Moment einen Anfall habe? Auf einem Schlachtfeld, wenn ich mit jemandem alleine irgendwo bin..."
"Man kann lernen damit umzugehen und diese Gefühlsausbrüche zurückzuhalten. Früher oder später werden sie entweichen aber du kannst lernen sie eine gewisse Zeit lang zurückzudrängen. Eigentlich konntest du das sogar richtig gut, ich habe dir nie ansehen können, ob du die Emotionen in dir zurückgehalten hast oder nicht." Nathalia streckte sich und gähnte laut. "Du solltest wirklich auch mal schlafen, morgen kommen wir schließlich bei ein paar bösen Piraten an und ich glaube, dass Nick und Jessica dann auch mal ´ne Runde pennen werden." Sie grinste schief.
Dann erlosch ihr Lächeln. "Äh...Isaac...dein Arm...?"
Isaac war verwirrt. "Was soll damit sein?"
Nathalia schaute ihn vollkommen entgeistert an und griff nach seinem rechten Arm. Sie stand auf und tastete seinen Unterarm ab, dann sagte sie aufgelöst: "Isaac, dein Arm ist vollkommen verheilt! Nichts, die künstlichen Knochen sind einfach weg und deine sind wieder zusammengewachsen!"
Mit einem Mal schaute Isaac genauso entsetzt auf seinen Arm. Hatte dieses Wesen erst vor einem halben Tag seinen Arm zerquetscht? War sein Knochen nicht zertrümmert und musste er nicht mit dem Arm in einer Schlinge herumlaufen? Isaac riss seinen Arm los und sprang einen Schritt nach hinten. "Was ist das?", keuchte er, doch Nathalia gab keine Antwort. Wann hatte Isaac die Verbände und Schienen verloren? Es musste irgendwann im Krankensaal gewesen sein, keine halbe Stunde war das her...eigentlich keine fünf Minuten.
Ein Lächeln ging über Isaacs Gesicht und jetzt wusste er wieder, was passiert war. Natürlich, er war aufgewacht, nachdem er mit diesem Unbekannten gesprochen hatte. Vorher war sein Arm noch gebrochen gewesen...doch danach...
"Nathalia, ich glaube ich weiß es. Ich weiß, warum mein Arm wieder geheilt ist! Alle meine Wunden sind geheilt!"
"Und warum?", fragte Nathalia beunruhigt. Sie setzte sich, doch noch immer war ihr Blick aufgeregt und verwirrt.
Isaac setzte sich wieder zu ihr und versuchte seinen Arm möglichst nicht allzu deutlich zu zeigen. Er versuchte ruhig zu bleiben und sich zu ordnen. Ihm war klar, dass es wieder auf ein langes Gespräch hinausgehen würde, doch im Moment war ihm das egal. "Zuerst habe ich eine Frage an dich."
Nathalia nickte und schien sich allmählich wieder zu beruhigen, Isaac fuhr fort. "Was weißt du über Seyrià?"