Part I.
Es war alles ganz einfach. Es ging alles ganz schnell.
Als sie in Polarstern ein Nordtor fanden, war der Jubel erst groß. Weit ab vom Schuss und zwischen nutzlosem Gestein verborgen wähnte man den großen Fang gemacht zu haben. Die Ergebnisse waren ernüchternd:
Hinter diesem Tor lag lediglich ein unweit entferntes Sonnensystem mit lediglich einem Planeten und einigen soweit als wertlos angenommenen Asteroidenfeldern. Dann kamen die Standardprozedere: Benennung des Sektors - ein meiner Meinung nach sehr unkreativer Name -, Entsenden einfacher Kolonialisten. Wir sollten Lager aufschlagen, die Kruste des Planeten untersuchen; für die Asteroidenfelder waren andere zuständig.
Ich hatte nicht erwartet, in den Außeneinsatz zu müssen. Niemand verpflichtet sich gern, doch ich sah keine andere Chance. Dass sie mich so kurz nach meiner Ausbildung bereits auf eine so weite Reise senden würden - unerahnbar. Man möchte meinen, dass erfahrenere Soldaten meine Stelle hätten einnehmen sollen.
Doch so verhielt es sich mit Sidus Major: Es war lediglich ein Routinevorgang. Hier schien es nichts von Wert zu geben, allenfalls ein wenig Prestige, eine weitere Nummer. Seht her - die Argonen besiedeln schon wieder einen Planeten. Der Weltraumfahrstuhl war schnell installiert, die Umgebung des Camps schnell durchforstet. Optimale Lebensbedingungen. Wenig Flora, träge Fauna. Ich schoss kein einziges Tier. Klein, dick, nur Pflanzen- oder Wurmfresser. Die Jäger und einige Laborratten stellten später fest, dass ihr Fleisch für uns verdaulich war. Warum, war nicht zu erahnen - vermutlich ein Bestandteil späterer Forschung. Vielleicht würde es Verschwörungstheorien geben. Ein Routinevorgang. Uninteressant.
Doch das allzu routinierte Streben lässt straucheln und wir drohten, uns alle beim Sturze den Hals zu brechen.
Gut zehn Mozuras waren ins Land gezogen, doch schon vier Jahre in meiner neuen Heimat vergangen. Lange Tage und Nächte, kurze Jahre - ich habe nie in meinem Leben zuvor so schlecht geschlafen. Und mein Magen brauchte schon die Hälfte meiner Dienstzeit, um sich an die neue Nahrung zu gewöhnen. (Zum Teufel mit den Laborratten, die ach so verdauliche Umwelt schien mir reines Gift. Doch das nur nebenbei.)
Ich stellte eine Reihe von Dingen fest:
- Die Umwelt reagierte nicht sonderlich auf uns.
- Wir reagierten nicht sonderlich auf die Umwelt.
- Es wurde jedes Jahr wärmer.
- Meine Dienstzeit näherte sich ihrem Ende.
Ich stand auf meinem Posten, meine Kleidung war seit einigen Tagen ungewaschen; ich stank, das Rasieren hatte ich mir längst abgewöhnt. Zu meiner Verteidigung muss ich sagen, dass ich täglich die Unterwäsche wechselte. Irgendwo auf, unter oder neben meinem Bett lag immer welche. Ich war ein Wrack, dieser Planet hatte mich zerstört; mein Vorgesetzter tolerierte es und ich glaube, er tat mir viel gleich. Endlich kam ein Befehl rein, ein seit langem wieder interessanter. Den Umständen entsprechend.
Ich sollte den Weltraumfahrstuhl bedienen. Ganz nach oben, warten. Ein Frachter, der seit Stunden Verspätung hatte, sei abzuholen. Die Bedienung war leicht, zu leicht, und ich durfte einen Blick in die Sterne werfen. Ich war dankbar, ein Stück. Mein Dienstzeit nicht mehr lang. Ich überlegte auf dem Weg nach oben, ob ich meinen Bart danach behalten sollte. Oben gab es einen Fernseher. Ich hasse Fernsehen, aber nun, ich hasse auch Kaffee, mangelnde Hygiene und diesen Planeten. Mein Hass wäre mir fast zum Verhängnis geworden.
Andererseits: Meine Liebe wurde es.