Story: Fast ein Jahrtausend
Posted: Wed, 2. Jun 04, 20:37
Nun ja, ich hab mehrere Wochen getippt und nun ist es endlich so weit, meine zweite Story ist fertig. Ich hoffe sie gefällt denen, denen auch meine erste Story gefallen hat. Über Feedback freue ich mich natürlich sehr.
Fast ein Jahrtausend
Prolog
Vom Orbit aus sah die Sonne wunderschön aus, Thorsten blickte zu der gelben Scheibe am Rand des Planeten, die ihn irgendwie an die
Sonne seiner Heimat, der Erde, erinnerte. Doch kein Schiff umgab ihn, kein Raumanzug. Er schwebte unsichtbar durchs All, keine
Sensoren oder Augen würden ihn wahrnehmen. Er genoss das Gefühl der warmen Sonnentrahlen auf seiner Haut, auch wenn warm etwas
untertrieben war, bei 2345 Grad Celsius. Als er in den 80ern des 20. Erdjahrhunderts geboren wurde, hätte er sich nie träumen lassen,
einmal ferne Galaxien zu bereisen, geschweige denn, frei im Raum zu gleiten. All dies hatte er einem Unfall zu verdanken, aber war es
wirklich einen Dank wert? Er erinnerte sich gut an seine Zeit als Dozent an einer deutschen Universität, diese glich dem Institut,
auf das er Kurs nahm, zwar in keinster Weise, weder im Aussehen noch in der Ausstattung, doch irgendwie hatte es die alten Erinnerungen
wachgerufen.
Damals studierte er Mikro-Elektronik und Human-Biologie. Er wollte eigentlich Androiden entwickeln, um dem Menschen zu helfen, doch
nirgendwo gab es entsprechende Arbeitsplätze. Also widmete er sich nach seinem Studium der Nano-Technologie. Die Arbeit war
langwierig, doch 2012 war es so weit, der erste Test mit medizinischen Nano-Bots wurde durchgeführt. Ein Resus-Affe sollte
von Aids geheilt werden, doch aufgrund der Programmierung der winzigen Maschinen gab es einen schwerwiegenden Fehler. Die
Programmierung sah eigentlich vor, dass die extern von einem Quanten-Computer gesteuerten Mikro-Roboter ihren Wirt instand halten
und sich selbst verbessern sollten. Doch man hatte vergessen, den Test-Modus zu aktivieren und so suchten sich die Naniten ihre
eigentlichen Wirte: Menschen. Thorsten und seine 4 Kollegen wurden von den Naniten infiziert. Zwei starben aufgrund einer Immun-Reaktion
innerhalb weniger Minuten, ihre Haut schlug Blasen und sie fielen röchelnd um. Thorsten und seine beiden anderen Kollegen blieben
jedoch am leben, denn die Maschinen lernten über den Quantencomputer und passten sich dem Immun-System an. Jedoch nicht gut genug:
Die beiden anderen Professoren starben an zellulären Missbildungen, eine Woche nach dem Vorfall versagte ihr gesamter Kreislauf.
Er hatte aber das zweifelhafte Glück, dass die Maschinen aus ihren Fehlern lernten und in ihm ihre Arbeit korrekt verrichteten.
Drei Wochen nach der Infektion brauchte er seine Brille nicht mehr. Die Jahre vergingen. Drei Jahre nach dem Unfall, er war
untergetaucht da ein ziemlicher Trubel wegen der seltsamen Tode seiner Kollegen herrschte, wachte er eines Morgens auf und die
Lichter des Quanten-Computers, den er als Koffer mit sich umhertrug, waren erloschen. Hatte der Computer die Kontrolle über die Naniten
verloren? Er war geschockt, doch als er sich aufrichtete, spürte er Schwindelgefühle und Übelkeit.
Er untersuchte sich selbst und die Ergebnisse waren schockierend: Trotz dem Ausfall des Computers arbeiteten die Nano-Bots
weiter. Eine Untersuchung seines Gehirn brachte die Lösung: Ein winziger metallischer Körper in seinem Stirnlappen stellte sich als
ein kleiner Sender heraus. Die Naniten hatten die zwei Drittel seines Gehirns, die ein Mensch nicht benutzte, in eine biologische
Art des Quanten-Computers verwandelt. Er hatte Angst. Er musste allein sein, sonst könnte er noch andere Menschen infizieren, so hatte
er sich auf den Himalaya zurückgezogen. Thorsten versuchte eine Lösung zu finden um die Maschinen aus seinem Körper zu entfernen, doch vergebens.
Eines Tages, ca zwölf Jahre nach dem Unfall, rutschte er an einem Felsvorsprung ab und stürzte 150 Meter in die Tiefe, bis ein Felsen
seinen Sturz abbremste. Jeder Knochen in seinem Körper war zerschmettert und die Organe waren zerfetzt, in einer Lache aus Blut fror das, was noch von ihm übrig war. Nun verlor er das Bewusstsein und machte sich darauf gefasst nie wieder aufzuwachen. Doch er hatte sich geirrt.
Irgendwann öffneten sich seine Augen, er sah alles klar vor sich, nicht das Jenseits lag vor ihm, sondern er lag wieder auf dem schwarzen
Fels, immernoch in dem Blizzard, der ihn abrutschen liess. Sein Anzug war zerfetzt, doch auf dem Stein war kein Tropfen Blut zu sehen.
Er konnte es nicht glauben, Thorsten ging zurück zu seinem Zelt und untersuchte sich wieder einmal: Es war, als hätte er niemals eine Verletzung erlitten, selbst die schwarzen Erfrierungen, die er sich beim Aufstieg zu seinem Lager zugezogen hatte, waren nach 5 Minuten verschwunden. Ein Blick auf seine Uhr zeigte ihm, dass er 9 Stunden bewusstlos gewesen war. Eine Untersuchung der Naniten ergab, dass sie ihre Konstruktion verbessert hatten, sie waren sehr viel komplexer und ein Teil der KI schien in jeden einzigen Naniten verlagert worden zu sein. Thorsten hatte eine Idee, er nahm eine Gewebeprobe, die er einmal aus einem Labor entwendet hatte, und tropfte etwas Blut aus einer Wunde die er sich am Finger stach auf das Gewebe. Die Wunde war innerhalb von Sekunden verheilt und ein Blick unter das Elektronenmikroskop zeigte ihm genau das was er sehen wollte: Die Naniten liessen das Gewebe in Ruhe, ordneten sich um Thorstens Blutkörperchen an, und transportierten
diese aus der Sichtweite des Mikroskops. Als er auf den Tisch sah, sah er metallisch glänzendes Blut in einem Faden auf seinen Finger
zufliessen, dort drang es in die Fingerkuppe ein und verrichtete weiterhin seinen Dienst in Thorstens Organismus.
Er konnte endlich unter Menschen ohne angst zu haben, jemanden dem selben Schicksal wie seinen Kollegen auszusetzen.
Er zog zurück nach Deutschland, jedoch lebte er weiterhin abgeschieden, um nicht von Leuten erkannt zu werden, die ihm vielleicht unangenehme
Fragen bezüglich seiner Forschung stellen konnten. Die Jahre vergingen, die Naniten verbesserten sich immer weiter, nur noch ein Fünftel
seines Gehirns wurde von ihnen in Anspruch genommen und seine Sinne hatten längst das normale Maß eines Menschen überschritten. Eines Tages, er beobachtete gerade einen Schmetterling in 5 Kilometer Entfernung, hörte er ein Rauschen hinter sich, ein neuer Sportwagen, sie hatten mittlerweile eine Höchstgeschwindigkeit von 500 kM/H, raste durch das beschauliche Wäldchen und direkt auf ihn zu. Aus einer Schreckbewegung sprang er beiseite, viel weiter als er es für möglich gehalten hätte. Seine Flugbahn trieb ihn durch zahlreiche Kiefern und sein Flug stoppte erst in einem kleinen Gebirgsbach, nicht eine Blessur zierte seinen Körper, von diesem Tag an nahm seine Muskelkraft exponentiell zu.
Weitere Jahre vergingen, in denen die Nano-Maschinen seinen Körper veränderten, Bücher mit 600 Seiten las er in einer Stunde und vergaß den Inhalt nie. 2036 waren die beiden Sprungtore fertiggestellt, sein Körper wies keine Anzeichen seines Alters von über 50 Jahren auf,
jeder der ihn sah, hätte ihn auf Mitte 20 geschätzt. Wieder verging die Zeit, jetzt schrieb man das Jahr 2063, seine Denk- und Rechenfähigkeit
übertrafen mittlerweile jeden Quanten-Computer. Er beobachtete von seiner Terasse mit bloßem Auge die neue, gigantische Handelsstation im Orbit, morgen würde er seinen ersten Flug in den Weltraum antreten.
Doch es gab einen Zwischenfall, die automatische Fähre hatte im Weltraum eine Fehlfunktion und drohte zu explodieren, da auch noch zahlreiche Mikro-Meteore das Schiff schwer beschädigt hatten. Er musste etwas tun. Er rannte in den Maschinen- und Computerraum, dort stellte er fest, dass dieser keine Atmosphäre mehr aufwies, zu seiner berraschung passierte ihm nichts. Thorsten wollte das Schiff reparieren, er kannte die Konstruktion des Schiffes, doch er konnte nur die Computer-Konsole bedienen, die Maschine jedoch nicht, schliesslich hatte er nur zwei Hände. Wie als hätten die Naniten seine Gedanken gelesen, drangen zahlreiche silberne Nebelschwaden aus seiner Haut, welche aus Milliarden von Nano-Bots bestanden. Die Wolken drangen in die Schiffshülle und die Maschinen ein, welche sich alsdann regenerierten, die Löcher in der Schiffswand wuchsen zur Mitte hin zu und die Maschinen nahmen wie durch Geisterhand ihren Dienst wieder auf, dann drangen die silbernen Wolken wieder in seinen Körper ein. Er konnte es nicht glauben, die Naniten waren anscheinend neuro-interaktiv geworden und hatten gelernt, anorganische Materie ausserhalb seines Körpers zu reorganisieren, zu Anfang der Forschungen war dies nie vorgesehen oder auch nur angedacht worden.
Knapp entkam er tiefer gehenden Untersuchungen, seine falsche Identität hätte dem nicht standgehalten und die Naniten konnten das Ergebnis des
Lügendetektors fälschen, welchem er sich wegen dem seltsamen Vorfall stellen musste. Niemand erinnerte sich zudem noch an den Unfall vor
so vielen Jahren. Er versuchte seine falsche Identität von nun an nicht mehr zu gefährden. Die Jahre vergingen weiter, im Jahre 2100 entwickelten seine Naniten ein eigenes Bewusstsein und begannen sich mit ihm zu unterhalten, zuerst dachte er, er hätte aufgrund seines unnatürlich langen Lebens eine Psychose bekommen, doch die Naniten stellten das Missverständnis richtig.
Von nun an lehrte er die kleinen Maschinen, was richtig ist, in einem inneren Dialog aus elektrischen Impulsen in seinem Gehirn liefen
die "Gespräche" ab und bald hatten die Maschinen, wobei sie sich alle kleinen Roboter ein Bewusstsein teilten, eine eigene Persönlichkeit
entwickelt.
Wie er liebten seine kleinen Untermieter das Leben und studierten Organismen und Ökosysteme. Irgendwann in diesem Jahr trat er aus Versehen auf eine kleine Spitzmaus, sie war tot. Die Naniten empfanden wie er Trauer und aus seinen Händen, in denen er den kleinen Säuger hielt, drangen die Maschinen in Form einer quecksilber-artigen Flüssigkeit aus und hüllten den Nager ein. Thorsten wurde von den Maschinen über
deren Tätigkeiten informiert und innerhalb von Sekunden hatten die Naniten den kleinen Körper anhand ihres gemeinsamen Wissens wiederhergestellt und wiederbelebt. Er wusste was sie wussten und andersherum, so war ihm klar, dass die Maschinen jedes einzelne Molekül des Lebewesens reorganisiert und es so geheilt hatten. Die Maschinen hatten nur noch die Größe von einem Hexan-Molekül, nur ein Tausendstel ihrer früheren Ausmaße, regelten alle ihre Prozesse und Aufgaben mit Hilfe von Quanten-Reaktionen und bestanden größtenteils aus Mikro-Partikeln, die Thorsten im Portal der alten Sprungtore auf Taurus entdeckt hatte. Diese Partikel gab es in vielen Variationen, wie Atome, und waren um ein vielfaches kleiner, die Naniten erforschten seine Entdeckung und nutzten sie um sich zu verbessern, in einer Geschwindigkeit, die beängstigend war. Während des Terra-Former-Krieges kam eine erneute Entwicklung, die Naniten wollten helfen, er wollte helfen.
So vertieften sie ihre Symbiose und verschmolzen zu einem Bewusstsein: Da die Maschinen der Ansicht waren, dass es ja eh Thorstens Körper
gewesen sei und sie durch einen Zufall diesen mit ihm teilten, liessen sie seine Persönlichkeit dominieren. Ein weiterer Grund war ihre
Grundprogrammierung, ihren Wirt zu schützen, wobei ihre Grundprogrammierung für die Maschinen so eine Art Bibel war.
Sein Denkprozess beschleunigte sich, die Naniten verbanden sich mit seinem Geist, indem sie das elektrische Feld seines Körpers, was laut
ihrer Ansicht und Forschung seine Seele war auf sich übertrugen und ihm einen Teil ihrer Programmierung und Persönlichkeit in seine
Synapsen übertrugen. Von nun an verbesserte er sich selbst, wozu nun auch die Naniten gehörten, dies war ein Teil der Programmierung die
er in seine Persönlichkeit übernommen hatte. Mit einem kleinen Shuttle flog er durch den Raum und auf die Terraformer zu.
Zu einer kompletten Beeinflussung von 5000 Schiffen der TF hätte seine Rechenfähigkeit gereicht, doch es waren weit mehr. So verlangsamte
er ihre Computer-Hirne und machte so ihre Strategien langsamer, was bei Millionen von Schiffen im gesamten Weltraum eine enorme Leistung war. Thorsten verteilte seine Naniten wie eine Art Virus durch eine gegenseitige Annäherung der Xenon-Schiffe. Durch Mikro-Antriebe, welche die Maschinen auf ungefähr eine Geschwindigkeit von rund 10.000 m/s beschleunigten. So konnte er auch den Sprungantrieb der Xenon scannen und verbessern, bis er nur noch die Grösse eines Plutonium-Atoms besaß, dadurch konnten sich die Nano-Maschinen noch schneller verteilen und durch einen Sub-Raum-Sender, den Thorsten vor 12 Jahren erfunden hatte, dessen Nachrichten-Übermittlung in einer Sekunde einhundert Lichtjahre zurücklegten, in Verbindung bleiben und bei Bedarf zurückgerufen werden.
Nach dem Terra-Former-Krieg rief er all seine Naniten zurück. Nun konnte er zwischen den getrennten Menschen hin und her pendeln, doch er half
beim Wiederaufbau seiner Heimat. Seine Naniten rekultivierten den Boden und heilten Menschen, jedoch blieben sie menschlichen Augen entzogen.
Thorsten gewann nach so langen Jahren wieder Freunde, doch aufgrund der Tatsache, das er nicht starb, verlor er diese nach einigen Jahrzehnten
wieder. Noch immer geisterten ihm die Sätze in seinem Kopf herum, die ein alter Mann, den er als kleinen Jungen kennengelernt hatte, an seinem
Sterbebett gesagt hatte:"Ich habe dich gesehen, wie du so viele unmögliche Dinge getan hast. Du hast vielen geholfen und dich nie
zu erkennen gegeben. Du warst mir immer ein guter Freund und hast mich nie im Stich gelassen. Ich konnte dir das nie zurückgeben. Nun
da ich sterbe, kann ich dir nicht einmal mehr Gesellschaft leisten." Der Mann hatte ihn als das was er war erkannt, etwas Unmenschliches,
doch er mochte ihn wegen seiner Taten und nicht wegen dem was er war. Und wieder war Thorsten allein. Die Erde hatte sich erholt und er begann
das Universum zu erforschen, inzwischen schrieb man das Jahr 2241 und er begann unter den verschieden Spezies zu leben, zuerst unter den Boronen.
Dank seiner Naniten konnte er jedwege Gestalt annehmen, oder sich einfach unsichtbar machen. Er studierte zuerst als Unsichtbarer die Anatomie der kleinen Meereslebewesen, ihre Sprache und Sozialstruktur. Dann nahm er die Gestalt eines Boronen an und begann unter ihnen zu leben, allerdings nur in einer abgelegenen Grotte, die vom Rest der Ozeane abgeschlossen und nicht sehr technisiert war. Es kam einmal zu einem Erdbeben, das er in seiner menschlichen Gestalt und mit Hilfe seiner Naniten beendete, danach fertigte er eine Kopie seines boronischen Körpers an, die er von einem Felsen zerquetschen liess, so verliess er den Planeten im Königstal, ohne das es jemandem seltsam vorgekommen wäre.
Die Zerstörung des boronischen Körpers war jedoch in keinster Weise ein Mord, denn alles was er mit seinen Naniten zum leben erweckte, was
nicht noch bis vor drei Tagen selbst gelebt hatte, war tot und verrottete wie ein Leichnam kurz nachdem die Naniten den Körper verlassen
hatten.Trotz all seiner Heil-Kräfte und Technik, konnte er kein Leben aus dem Nichts erschaffen, selbst Zellen, die Atom für Atom ihrem
Vorbild entsprachen, entzogen sich dieser Regel nicht. Einen Körper aus einem kleinen Teil des ursprünglichen Organismus aufzubauen, war
ebenfalls kaum möglich, einen zerquetschten Kopf wiederherzustellen war jedoch einfach. DNA und Zellen mussten auf natürliche Weise entstanden sein, er konnte sie zwar abändern oder Teile eines Organismus passgenau in einen anderen einfügen, doch sobald etwas Wichtiges nicht natürlich entstanden war, sondern als Beispiel die DNA nicht natürlich war, bildete sich kein körper-eigenes elektrisches Feld und der Organismus zerfiel wie ein gewöhnlicher Leichnam, Spender-Organe oder ähnliches waren da aber eine Ausnahme. Seine Naniten hatten anscheinend Recht gehabt, als sie dieses elektrische Feld als Seele benannten, denn eine Seele konnte nur von Gott vergeben werden.
Als nächstes, also nach ca 50 Jahren, fuhr er mit dem Studium der Teladi fort, dabei widmete er sich zuerst Ianamus Zura. Es war beeindruckend,
wie gegensätzlich diese beiden Kulturen und Wertvorstellungen einer Spezies waren. Thorsten benutzte das gleiche Anfangs-Prozedere wie bei
den Boronen und machte sich zuerst unsichtbar. Die Teladi auf Ianamus Zura gaben der Ästhetik und Kunst den höchsten Stellenwert.
Ab und zu liess Thorsten, in Gestalt eines blau bemalten Teladi, ein künstliches Nordlicht über dem Planeten entstehen, wieder ohne das jemand etwas von dem Zusammenhang mit ihm bemerkt hätte. Die Teladi waren von dem Phänomen hellauf begeistert und wurden durch die Erscheinung zu zahlreichen Bildern und Skulpturen inspiriert. Die Zeit auf dem Planeten war eine der schönsten seines langen Lebens und die Sorgloseste obendrein.
Ausserdem verstanden diese Echsen es zu kochen, zwar hatte er das selbe Geschmacksempfinden wie ein Mensch, zumindest was Vorlieben anging, jedoch war es tausendmal stärker als das eines normalen Menschen; hinzu kam, dass er dank seiner Nano-Bots jegliche Nahrung spalten und verwerten konnte, auch wenn dies dank der Nano-Bots nicht von nöten war, sie konnten ihn mit allen Vitaminen, Mineralien, Nährstoffen und anderen Substanzen versorgen, die sein Körper bei normaler Funktion gebraucht hätte, auch wenn die Naniten die elektrische Spannung in seinem Körper zum Betrieb benötigten. Doch er erhielt immernoch gerne seine normalen Körperfunktionen aufrecht, denn schliesslich war er immernoch ein Mensch, zumindest zum größten
Teil, oder halt manchmal ein anderer Organismus. Was das Kochen anging, so hatten die weiblichen Teladi in ihrer Profit-Gemeinschaft mit
ihren Artgenossen auf Ianamus Zura nichts gemein, alles musste schnell aufgetischt und gegessen sein, schliesslich wollte man keine Zeit
dabei verlieren, in der man Profit erwirtschaften konnte. Nur reichere Teladi widmeten sich besserem Essen, welches jedoch auch nicht zum
besten zählte. All dies lernte er, bei seinen Wechsel zwischen den gesellschaftlichen Milliues, wie er es auch schon vorher betrieb, schliesslich konnten Wertsachen und Geld von ihm ziemlich leicht reproduziert werden, wodurch er schnell sozial aufsteigen konnte.
Nach den insgesamt 50 Jahren, die er bei den Teladi-Kulturen verbracht hatte, widmete er sich den Split.
Kriegerische Kreaturen mit mangelnder Erziehung und Tolleranz, die Zeichensprache war schnell gelernt und Thorsten verzog sich auch schnell wieder aus dieser Kultur, 30 Jahre reichten ihm, denn er mochte den Krieg und Kämpfe noch nie. Hinzu kam, dass er einst, er lebte in einem Dorf, ein einschneidendes Erlebnis hatte:
Ein Waisenkind, welches seine Eltern durch wilde Ghoks verloren hatte, lief in einer Kneipe umher, auf der Suche, nach Jemandem der sich
ihr annehmen würde. Sie kam an einen Tisch mit fünf männlichen Split, die sich von der "elternlosen Kreatur" genervt fühlten. Einer der Split
schlug das Mädchen zu Boden und trat auf sie ein, dann rammte er ihr einen Dolch in die Schulter. Obwohl Split viel wegstecken konnten, weinte
das Mädchen bitterlich, ohne jemanden der ihr aus dieser Lage hätte helfen können. Doch da war Thorsten. Die Wut stieg in ihm hoch. Er stand von seinem Tisch auf und ging auf den agressiven Split zu. Dabei wuchs er zu seiner normalen Größe und Gestalt heran, die übrigen Split sahen ihn überrascht an. Als er den grausamen Kerl erreichte, dieser hatte ihn noch nicht bemerkt weil er immer noch voll in dem Quälen des Mädchens vertieft war, packte er diesem am Hals und schleuderte ihn mit sechs G an die nächste Wand. Sofort griffen alle erwachsenen Split Thorsten an. Sie prügelten auf ihn ein, was ihre, im Vergleich zu ihm, schwachen Ärmchen hergaben. In seiner unbändigen Wut streckte er mit all seiner Kraft seine Arme von sich;
Die Wirkung war verheerend: Die Bewegung seiner Arme war so schnell und stark, dass sie die Schallmauer mehr als durchbrachen. Die zuerst komprimierte Luft dehnte sich schlagartig wieder aus und erzeugte so zwei sichelförmige Schockwellen, die in seiner Schulterhöhe durch die Kneipe schossen. Die Becher an der Theke zersprangen durch die Wucht, zum Ende kamen die Schockwellen erst, als sie die Wände des nächsten Hauses erreichten, wo sie tiefe Furchen in die Wand schlugen.
Nur noch die Holzpfeiler der Kneipe hielten das Dach aufrecht. Wo die Schockwelle auf die Köpfe der Split getroffen war, wirkte sie wie ein enormer Schlag ins Gesicht: Die getroffenen Split wirbelten durch den Raum und prallten hart gegen die Wand. Jedoch der Split, welcher das Mädchen verprügelt hatte, hatte bessinungslos an der Wand gesessen, wodurch ihn die Schockwelle nicht traf. Der Split kam zu Bewusstsein und griff Thorsten wütend mit seinem Messer an. Thorsten nahm ihm das Messer ab und zerquetschte es mit der bloßen Hand. Dann rammte er seine Hand in den Brustkorb des Split, wobei eine Gischt aus braunem Blut entstand, und hob ihn an dessen Rippen hoch. Dann gab er dem Kerl zurück, was dieser dem Mädchen angetan hatte.
Die mittlerweile durch einen winzigen Fusionsreaktor in Thorstens Körper angetriebenen Naniten verteilten sich in dem Körper des Split. An den
richtigen Stellen platziert, gaben die Nano-Bots dem Split Elektroschocks. Da die Naniten sich am Nerven-System des Split festgesetzt hatten, durchfuhren den Split Schmerz und Pein jenseits von dessen Vorstellungskraft. Ein weiter Split ergriff das verwundete Mädchen und drohte es aufzuschlitzen, wenn "die Kreatur" T'Sok nicht fallen liesse. Durch die Luft hindurch zerlegte Thorsten mit seinen Naniten das Messer des Split, dieser liess erschreckt das Mädchen fallen. Thorsten packte nun auch diesen, der dem Mädchen auch einen Arm gebrochen hatte, wie seinen Freund und durchflutete diesen ebenfalls mit Naniten. Es war an der Zeit, diese grausamen Wesen den Respekt vor dem Leben zu lehren. Er zersetzte das Gewebe der Split an der Stelle, wo er sie berührte, wie durch Säure aufgelöst rann das Fleisch um die Wunden von den Knochen. Die Split schrien vor Schmerz und jämmerlicher Angst. Thorsten liess
die beiden fallen. Blutend prallten die Split hart auf. Thorsten sprach sie in der verbalen Sprache der Split an, was er sagte, lautete übersetzt:
"Wenn ich euch leben lasse, kümmert ihr euch dann wie Eltern um das arme Mädchen und lehrt es den Respekt vor dem Leben?" Einer der Split zog eine Schusswaffe, der andere zeigte die Geste für Verachtung. Die Projektile der Schusswaffe prallten an Thorsten ab. Er griff die beiden Split an ihrem jeweils rechten Arm. Nun benutzte er härtere Methoden: Er liess seine Naniten die Atome der Split aus ihrem Gefüge reissen, zumindest an einigen Stellen in den rechten Armen. Das Gewebe an den betreffenden Stellen quoll auf, so dann die ganzen Arme. In einem Inferno aus Blut und Gewebe-Fetzen platzte sämtliches Gewebe von den Armknochen ab. Die Split schrien und kippten auf ihre intakten Arme. Wieder sprach Thorsten die Beiden an: "Und nun?"
Die Split nickten heftig. Er liess sie erstmal liegen und widmete sich dem kleinen Mädchen. Es versuchte verängstigt von ihm wegzurobben, nach dem was er eben gemacht hatte, war das nicht verwunderlich. Doch als sein finsterer Blick sich lichtete, hielt das Mädchen inne. Er kniete sich zu ihr runter:
"Du brauchst keine Angst mehr zu haben." Thorsten las mit Hilfe der Naniten ihren genetischen Code aus, dann berechnete er innerhalb von Sekunden die natürliche Gewebestruktur an den Wunden und heilte die Verletzungen des Mädchens, dann sagte er ruhig zu ihr: "Warte noch einen Augenblick, ich werde dafür sorgen, dass die Beiden da hinten sich um dich kümmern werden." Das kleine Mädchen formte mit ihren Händchen die Geste für Dank.
Thorsten wendete den gleichen Vorgang wie bei dem Mädchen an, um die Verletzungen der beiden aggressiven Split zu heilen, dann sprach er mit eiskalter Stimme zu ihnen:"Ihr beide werdet euch um die Kleine kümmern, als wäre sie eure eigene Tochter, sonst komme ich zurück. Und dann werdet ihr euch wünschen, ich hätte euch eben getötet." Die Drohung wirkte: Als er das Dorf verliess, hinterliess er jeweils einen winzigen Computer im Kopf des Mädchens und der beiden Split, der ihm melden würde, falls die beiden Split das Mädchen angreifen sollten. Dies geschah nie, als er das Mädchen noch einmal besuchte, war sie eine 20-jährige Split-Frau, die ausgezeichnet kämpfen konnte, doch im Gegensatz zu anderen Split, war sie äusserst friedliebend und kämpfte nur zur Verteidigung. Sie erkannte ihn gleich und schloss ihn in die Arme, wie einen alten Freund der er nun mal war. Ein Jahr später verliess er den Planeten.
Nun widmete er sich den Paraniden, ihre Kultur war komplex: Eine Mischung aus fanatischer Religions-Staaten-Gemeinschaft und Mathematik beherrschte ihr Leben. Was Mathematik anging, so hatte er ihnen viel vorraus, nicht nur das er dank seiner maschinellen Komponenten schneller rechnen konnte als Alles was es gab, ausgenommen ein Sohne, denen er manchmal unsichtbar begegnete, er hatte auch zahlreiche mathematische Forschungen während seines langen Lebens betrieben. Es fiel im, in Folge seiner mathematischen Kapazitäten nicht schwer, sich in dieser Kultur einzuleben und die seltsamen Rituale zu erlernen, auch wenn er ihre Bedeutungen nur durch das Lesen der Gedanken von Paraniden ergründen konnte. Gedankenlesen war eine Sache, die
er schon seit 100 Jahren beherschte, durch Auslesen der neuronalen Ströme der Lebewesen und dem Vergleich mit gesammelten Informationen, konnte er sowohl Gedanken, bildliche und akkustische Vorstellungen als auch Erinnerungen erkennen, es muss wohl nicht erwähnt werden, dass er sich so auch in Computer hacken konnte. Auch die Beeinflussung des Nervensystems oder anderer Organe war für ihn inzwischen kein Problem mehr. Nachdem er auch die Paraniden
und ihre Arroganz studiert hatte, widmete er sich dem Universum und dem Sub-Raum. Diese Forschungen dauerten bis heute an.
Inzwischen wusste er, wie der Sub-Raum funktioniert, vom Universum wusste er auch viel. Auch die Mikro-Partikel in Sprung-Toren hatte er endlich erforscht. Diese Partikel waren Verklumpungen von Sub-Raum-Materie und bestanden aus unzähligen atom-artigen Sub-Raum-Partikeln. Dank der Eigenschaften und Vielseitigkeit dieser unzählig variierenden Partikel konnte er seine Naniten unglaublich verkleinern und gleichzeitig verbessern: Inzwischen waren eine million Naniten nötig, um die Masse eines Photons zu bilden, wobei sie komplexer und rubuster waren als jemals zuvor, selbst der Sprungantrieb war kaum größer als 500.000.000.000 Sub-Raum-Partikel, was ungefähr dem Milliardstel hoch Milliarden im Quadrat eines Photons entsprach. Jede Nano-Maschine war
komplexer als die modernsten Raumschiffe hatte mehr Rechenleistung als die besten Computer und rechnete dabei mit mehrfacher Lichtgeschwindigkeit die dem zweifachen ihrer eigenen Geschwindigkeit entsprach, sie hatten Sensoren, die Sub-Raum-Schwankungen und Dimensions-Verzerrungen wahrnehmen konnten, sogar Kameras, die ein Atom so zeigten, wie es optisch aussehen würde. Die Maschinen konnten Materie und sogar Strahlung beeinflussen oder durch Sub-Raum-Prozesse auch selbst erzeugen. Sie erreichten millionen-fache Lichtgeschwindigkeit, waren dazu sehr wendig und konnten die dadurch bedingten Zeitverzerrungen durch entsprechende Mikro-Geräte kompensieren oder die Zeit selbst beeinflussen durch erzeugen von Sub-Raum-Anomalien. So war es zumindest heutzutage und was die Naniten konnten, konnte er somit auch, wobei seine Denkfähigkeit sich durch die Zahl der Naniten dementsprechend vermehrte. Er konnte Dinge ausserhalb der menschlichen Vorstellungskraft vollbringen oder sehen. Na gut, er trickste etwas durch Zeitanomalien, die seinen Maschinen die entsprechenden
Geschwindigkeiten verliehen. Wie viele Zivilisationen er schon entdeckt und oberflächlich erforscht hatte, unter anderem auch die Khaak, war enorm, tausende und abertausende Spezies im Bereich von der Steinzeit bis zur Hochtechnologie, dabei aber unter dem technischen Niveau der Menschen, Boronen, Teladi, Split, Paraniden, Khaak und Xenon. Von den Sohnen und dem Alten Volk abgesehen, konnte ihm keine Armee das Wasser reichen, aber er kämpfte ja auch nicht gerne, so hatten auch die Sohnen und deren Erschaffer ihn als gefahrlos eingestuft, er wurde von ihnen sogar regelrecht akzeptiert. Er hätte zwar jedes beliebige Schiff der Sohnen zerstören können, auch wenn die gesamte Menge der Schiffe ihm unangenehm werden konnte, doch wie gesagt, er kämpfte nicht gerne.
Wesen vom Alten Volk konnte er zwar durch Kraftfelder abhalten, ihnen jedoch keinen wirklichen Schaden zufügen, aber wozu auch, sie waren friedlich und er auch.
Die Gemeinschaft
Mit Sorgen betrachtete Thorsten in den letzten Jahren die Entwicklung der Terraner und der verschiedenen Völker wie Argonen, Boronen und deren
bekannten Völker, zwar waren die Boronen nicht kriegerisch, doch Technik von ihnen konnte missbraucht werden. Er hatte deswegen eine Art Gemeinschaft ins Leben gerufen, die er leitete: Er hatte sich dabei zum Ziel gemacht, Technologien oder Entdeckungen, für die die Völker noch nicht bereit wären ohne sich gegenseitig zu schaden, in ihrer Entwicklung stark zu bremsen. Dabei bot er den entsprechenden Personen eine Unterkunft auf einem der Planeten, die er selbst erschaffen hatte um darauf Lebewesen auszusetzen und so neben Nährboden auch Natur entstehen zu lassen. Jedem war es freigestellt, mitzukommen um dort zu leben, auf Wunsch auch mit der Familie, alle konnten Urlaub in ihrer Heimat machen oder dauerhaft in ihre Heimat zurückkehren. Wobei bei Letzterem die Erinnerungen und Forschungsergebnisse von den Planeten gelöscht und mit einer Phantom-Geschichte ersetzt wurden, denn schliesslich sollte niemand die Erfindungen, die die Wissenschaftler dort machten, für böse Zwecke missbrauchen oder von der Gemeinschaft erfahren. Die Erinnerungslöschung war aber nicht zwingend notwendig wenn die Zurückkehrenden Stillschweigen bewahrten. Zu dem Zweck der Geheimhaltung, bekam jeder Borone, der sich der Gemeinschaft anschloss, primitive Naniten injiziert, die die RNA-Kommunikation in Bezug auf die Gemeinschaft unterbanden, sobald die Boronen das Gebiet der Gemeinschaft verliessen.
Da viele intelligente Wissenschaftler verschiedener Völker dort miteinander lebten und arbeiteten, besaß man dort zahlreiche Technologien von denen die normalen Völker noch weit entfernt waren, theoretische Mechanismen waren hier Realität. Auch wenn nichts dem technischen Wissen von Thorsten nahe kam, waren es doch Beeindruckende Ergebnisse des friedlichen Zusammenlebens. Heilmittel gegen verschiedenste Krankheiten, hochentwickelte Schiffstechnologien und Alltagstechnologie entwickelten sich hier mit enormer Geschwindigkeit, wobei Thorsten allen Lebewesen das Leben verlängerte, teils als Lohn für ihre friedvolle Zusammenarbeit, teils als Ersatz für die zum Teil verlorene Heimat, jedoch galt auch hier, dass dies nur auf Wunsch geschah.
Heute, man schreibt des Erd-Jahr 2932, die Khaak wurden vor wenigen Monaten von den Argonen in Omikron Lyrae zurückgeschlagen, wollte
er wieder ein paar Lebewesen für seine Gemeinschaft anwerben: Zwei Boronen, einen Argonen, einen Paraniden, zwei Teladi, einen Split, zwei Xenon und einen Khaak. Tausende winziger Antriebe in seinem Körper trieben ihn durch den Weltraum über Argon-Prime und brachten ihn auf den Weg zu einem der Boronen: Nume Mi. Dieser Borone war nah daran, den torlosen Sprungantrieb für alle ausser den Terranern verfügbar zu machen, was die Paraniden und Split dazu befähigen würde, die Xenon und Khaak stark anzugreifen. Für die Xenon wäre dies nicht allzu schlimm, sie hatten tausende von Sektoren annektiert und waren dementsprechend zahlreich, doch es könnten Xenon zerstört werden, die bereits das Bewusstsein erlangt hatten. Für die Khaak wäre es weit schlimmer gewesen, denn sie waren nicht zahlreicher als die Boronen und würden warscheinlich restlos vernichtet werden. Er schwebte langsam zu seinem Ziel.
Es war ein wunderschönes Bild, das sich ihm dabot: Blumen, die so hoch wie er waren, schliesslich war es kein Kunststück größer als ein Borone zu sein, wehten im Wind von Argon Prime, den er durch seinen Umweltanzug kaum spüren konnte. Die Blumen, eine Art von Sonnenblumen, hatten ein schillerndes Muster, dass dem blauen Meer auf
seiner Heimat in Königstal stark glich. Er saß auf einer Bank im Park des Forschungszentrums, wo er soeben einen Vortrag zur Befehls- und Sozialsstruktur der Xenon gehalten hatte. Er war ein Experte auf diesem Gebiet und äusserst vertraut mit dem torlosen Sprungantrieb der Xenon, er war auch nicht weit davon entfernt, ihn zu verstehen, denn die Khaak, deren Angriffe in letzter Zeit nachgelassen hatten, hatten ähnliche Sprungsignaturen, die einen Schlüssel zur Lösung des Problems zu enthalten schienen, doch es war noch nicht so weit, seine Ergebnisse
zu veröffentlichen. Auch wenn der schöne Morgen jedem anderen Lebewesen, ausser den seltsamen Split, das Glück ins Herz getrieben hätte, so konnte er sich nicht so froh schätzen, viel zu traurig machte ihn das was er in seinem Wasser noch schmecken konnte: Die Angst und Trauer seines Sohnes, der wohl bald sterben würde. Der kleine Nalo Mi
hatte eine seltene Art Membranen-Krebs, die sich durch seine gesamte Haut zog. Von aussen konnte man dem Wissenschaftler nichts ansehen, bis auf den leichten Grau-Schleier, den der Geschmack der Trauer durch seinen Anzug schimmern liess.
"Ah, Nume. Gut das ich dich noch mal treffe." Der alte Argone, sein werter Lehrer und Kollege Handren Solen, schreckte Nume aus seinen tristen Gedanken auf und setzte sich neben den wesentlich kleineren Boronen auf die Park-Bank, wobei seine Halb-Glatze in Harmonie mit seinen grauen Haaren wie eine Schneelandschaft in der Morgensonne glitzerte.
"Oh, hallo Handren...was willst du denn noch von mir?" der Argone rieb sich nachdenklich mit seinem rechten Zeigefinger den seinen Mund umschliessenden kurzen Bart "Du wirkst seltsam, so still und nachdenklich habe ich dich noch nie gesehen, selbst als du mein Student warst. Ist es wegen deinem Sohn?" "Ja...es sieht schlecht aus. Die
Ärzte haben dermomembranen Krebs festgestellt, es gibt kaum ein Heilmittel oder eine Chance auf Genesung." "Um Gottes Willen...das..." der alte Mann legte seine Hand auf seinen Oberschenkel und blickte nach unten "...das ist furchtbar Nume. Ich...ich kann dir nicht sagen wie leid mir das tut. Kann man denn garnichts machen?" "Nein... es ist aussichtslos."
Eine dunkle Wolke der Trauer durchzog den Umweltanzug des Boronen. "Nume...ich würde dir nur zu gerne noch ein bisschen beistehen... aber ich habe noch eine dringende Sitzung. Ich versuche dich übermorgen noch einmal zu erreichen." "Dann bin ich schon wieder zu hause...ich danke dir für dein Mitgefühl...doch, ich würde jetzt gerne etwas allein sein." "Na gut...wir hören dann noch voneinander." Der alte Mann richtete sich stöhnend auf und ging langsam zu dem runden Verwaltungssaal des Instituts. Nume musste erst in zwei Stazuras mit seinem Mako in dem Sprungtransporter, einem Mammut im Orbit, andocken.
Er versuchte die dunklen Gedanken aus seinen Schmeckern und seinem Kopf zu verbannen und sich auf das Blumenfeld zu konzentrieren, welches er mit aller Kraft fixierte. "Guten Tag Doktor Mi." Nume schreckte aus seiner Konzentration auf, wie aus dem Nichts saß ein großer Argone neben ihm. Er hatte keine Schritte gehört und da es kein Borone war, war er wohl auch nicht auf die Bank geschwebt. Hatte Nume sich etwa so konzentriert, dass er die Schritte einfach überhört hatte?
Der Argone hatte eine gespenstische Ausstrahlung, dunkle blaue Augen fixierten den selben Punkt wie Numes zuvor und braune Haare in einem seltsamen Bürstenschnitt bewegten sich langsam im Wind, das Gesicht schien keine Emotion durchscheinen zu lassen.
Nume war eingeschüchtert, selbst wenn seine traurigen Gedanken immernoch um seinen Sohn kreisten, er antwortete zaghaft: "Guten Tazura..." seltsamerweise benutzte der Argone die alte Tagesrechnung der Argonen "...sie kennen mich, aber wer sind sie wenn ich fragen darf?" die Miene des Argonen zeigte das erste mal einen Ausdruck: Scham "Oh entschuldigung. Mein Name ist Thorsten Kemmrich." "Ach so...Herr Kemmrich. Und was wollen sie von mir?" "Ich habe ihre Arbeit studiert und möchte ihnen ein Angebot machen. Was würden sie davon halten, ihre Studien über die Xenon am arbeitendem Objekt fortsetzen zu können? Sie könnten auch weitere Informationen zu ihrer Sprungantrieb-Forschung sammeln." "Moment mal! Woher kennen sie meine Sprungantrieb-Arbeiten?! Die habe ich noch nicht veröffentlicht." "Sagen wir einfach, ich habe da meine Quellen. Hätten sie nun Interesse?" "Meinen sie eine Expedition?" "So etwas in der Art." "Tut mir leid, aber aus familiären Gründen kann ich zur Zeit keine Reisen antreten, diese Veranstaltung war der letzte Termin." "Sie können ihre ganze Familie mitbringen. Es gibt Unterkünfte und es ist absolut sicher." "Tut mir leid, dass ist etwas komplizierter." "Ihr Sohn wird bestens versorgt werden." "Ich galube kaum, dass sie...hey? Woher wissen sie von meinem Sohn?!" "Wie gesagt, ich habe meine Quellen." "Was für Quellen?
Mir wird das langsam zu bunt. Wenn sie hier weiter ihre Geheimdienst-Masche abziehen, dann rufe ich die Polizei." "Es tut mir leid, dass ich ihnen zur Zeit keine weiteren Informationen geben kann, aber die Sache ist ziemlich kompliziert. Es zwingt sie ja auch niemand zu etwas." "Mir ist das alles zu suspekt. Ausserdem kann ich nicht mitkommen...sie kennen ja meine Gründe anscheinend nur zu gut." "Wenn das so ist. Dann werde ich jetzt gehen." Nume blickte wieder auf das Blumenfeld, nach einer
Sezura drehte er sich zu dem Platz wo der seltsame Argone eben gesessen hatte. Doch weit und breit war niemand zu sehen. "Das...das ist unheimlich." Nume entschloss sich, doch lieber schon jetzt in den Orbit zu fliegen, er schwebte lautlos in Richtung Shuttle-Port, wo ihn ein Shuttle zu den Landeplätzen und seinem Mako bringen würde. Seine Gedanken kreisten um seinen kranken Sohn und den unheimlichen Argonen.
Dank des Sprung-Transporters war Nume nach Mizuras in Königstal, wo er Kurs auf das Nord-Becken seiner Heimat nahm, wunderschöne grüne Ozeane schmückten den Planeten. Nach weiteren 40 Mizuras war Nume an seinem Haus angekommen, es lag mitten in einem lila-blauen Korallen-Hain und hatte ungefähr die 5-fache größe seines Makos. Es war umhüllt von einer grauen Volke verdünnter Trauer, die von der sanften Strömung verweht wurde. Nume schwamm ein und sah seine Frau Hila am Tisch sitzen, dunkle Trauer strömte aus ihr heraus, sie war vornübergebeugt und quiekte in den boronischen Trauer-Lauten. Nume schwamm heran und die lilane Farbe der Beunruhigung drang aus ihm: "Hila...ist ist Nalo...?" "Er hat das Bewusstsein verloren, die...die Ärzte geben ihm nur noch diesen und den nächsten Tazura."
Nume war geschockt, er setzte sich zu seiner Frau und weinte ebenfalls jämmerlich.
Thorsten war zu dem Haus von Nume gesprungen und hatte sich phasenverschoben um von Nichts und Niemanden entdeckt zu werden.
Er sah von seiner Position aus in das bio-technische Haus, welches aus zahlreichen Kugeln bestand, die an einer Hauptkugel befestigt waren, hinein: Zwei Boronen saßen in der Küche, wobei Nume gerade aufschwebte um zu seinem Sohn zu schwimmen, der im Zimmer rechts
daneben in einer boronischen Liege-Kuhle lag, welche in einiger Höhe über dem Boden aus der Wand ragte. Thorsten bewegte sich durch die Wände, welche in den verschiedensten Grün-Tönen schillerten, in das Zimmer des kranken Boronen und blickte auf die traurige Szene, die sich darbot:
Nume lag in tiefes Schwarz gehüllt an der Kuhle seines Sohnes und quiekte in Trauer. Thorsten trat neben den kleinen Boronen und hob
die Phasenverschiebung auf.
Nume hatte sich eben an die Liege-Kuhle seines Sohnes gehängt, der entgegen der boronischen Gewohnheit mit seinem Rücken den Boden
berührte. Die Membranen-Missbildung war weit fortgeschritten, zahlreiche schwarze Flecken, welche nach aussen hin in die Farbe der Haut übergingen und durch verwaschenen schwarze Linien miteinander verbunden waren, bildeten eine Art Netz auf der Haut des kleinen Boronen, die Augen waren geschlossen und er wirkte kraftlos, das Grün der Haut war blass und die Atmung des Kleinen war schwach. Nume weinte vor Verzweiflung, er konnte nichts machen um seinem Sohn zu helfen. Auf einmal stand jemand neben ihm. War es seine Frau? Nume blickte auf und sah den seltsamen Argonen, der ihm auf Argon Prime begegnet war der neben ihm stand! Er trug keinen Tauchanzug oder ein Atemgerät und trotzdem bewegte sich sein Brustkorb auf und ab. Nume wäre von der Kuhle gefallen, hätte ihn die Trauer um seinen Sohn nicht beherrscht.
Der Argone, oder was auch immer diese Person wirklich war, blickte voller Mitleid und Fürsorge mit ruhigen Augen auf den kleinen Nalo. Wie konnte dieser Argone hier überleben?! Nume sprach Kemmrich an: "Was machen sie hier? Und was zum Split sind sie?" stotterte er voller Angst hervor. Der Argone antwortete mit unveränderter Miene oder Blickrichtung:"Zum zweiten: Weit mehr als sie sich vorstellen können. Und zum Ersten: Ich wollte noch einmal mit ihnen reden, aber zu allererst bin ich hier um zu helfen." "Wie zu helfen?!" "Ich weiss nur zu gut, wie es ist jemanden zu verlieren, ich möchte ihrem Sohn helfen." Der Argone streckte den rechten Arm, den er zuerst mit dem Linken vor dem Brustkorb verschränkt hatte zu dem kleinen Nalo aus. Nume blickte fassungslos auf die Hand des Menschen, als diese an der Handfläche leicht zu leuchten begann. Der Argone hatte nun die Hand einen Zentimeter von Nalos kleinem Körper entfernt, das Leuchten wurde immer stärker, dann ging es über den freien Raum zwischen der Hand und seinem Sohn auf dessen Körper über.
Das Licht hatte eine warme weiss-gelbe Farbe und kleine Auroren der selben Farbe gingen von dem Hauptlicht aus. Das Leuchten bewegte sich
langsam durch den Körper von Nalo, wobei es sich wie ein lebendes Wesen schlängelte, jedoch wirkte es in keinster Weise bedrohlich, im Gegenteil, es war beruhigend und wirkte als ob es Gutes tun wollte. Gebannt blickte Nume auf das Ereignis vor ihm, das Licht hatte mittlerweile den ganzen Körper seines Sohnes eingehüllt. Nume unternahm nichts, so suspekt ihm der Argone erschien, so ehrlich klangen
dessen Worte, ausserdem glaubte Nume sowieso nicht, dass er etwas gegen dieses Wesen hätte unternehmen können, ob es nun ein Argone war oder nicht.
Da geschah etwas: Die schwarzen Linien, die die Flecken verbanden, verblassten auf Nalos Haut, dann die Flecken selbst. Danach wurde das Grün der Haut wieder kräftiger. Das Leuchten zog sich aus Nalos Körper zurück und bildete eine Kugel um die Hand des Argonen, deren Finger
gespreizt waren, dann zog die Kugel sich in einem dünnen Film über dessen Unterarm, um dann in diesem zu verschwinden. Der Argone blickte Nume mit einem warmen Blick an, zum ersten mal sah dieser ihn direkt an. Ein warmes Lächeln zog sich über den Mund des Argonen: "Ihr Sohn wird bald aufwachen, er ist jetzt geheilt. Ich wünsche ihnen noch ein schönes Leben." In diesem Moment begannen die Augenlieder Nalos zu zucken, dann öffnete er die Augen, während der Argone langsam zurücktrat. "Pa...Papa. Was ist mit dir? Du guckst so traurig." Nume konnte es nicht fassen. Sein kleiner Sohn, für den so wenig Hoffnung bestand, war putzmunter und sah ihn an. Nume umarmte seinen Sohn mit allen Tentakeln, die er entbehren konnte ohne zu fallen und seinen Sohn so aus der Kuhle zu reissen. "Nichts, Nalo. Nichts." Der kleine Borone war ziemlich überrascht, als sein Vater ihn so umarmte, er hatte zwar gewusst das er krank war, jedoch nicht wie schlecht es um ihn gestanden hatte.
Nume erinnerte sich an den Argonen dem er dieses Wunder zu verdanken hatte. Er drehte sich um und sah den Argonen an der Wand stehen, wobei
dieser einen glücklichen Gesichtsausdruck hatte, anscheinend darüber, geholfen haben zu können. "Wie...wie kann ich ihnen nur danken?" "Ich habe gern geholfen, sie brauchen mir nicht danken. Ich werde jetzt gehen." Der Argone drehte sich um und trat ohne diese zu beschädigen
einen Schritt durch die Wand. "Warten sie bitte..." rief Nume, woraufhin der Argone sich umdrehte "...ich habe zwar keine Ahnung, wie sie das
eben gemacht haben, aber ich werde mir ihr Angebot noch einmal überlegen. Würden sie bitte in drei Tazuras noch einmal kommen?" der Argone wirkte sehr überrascht, doch glücklich:"Aber gerne doch. Ich freue mich das sie es sich noch mal durch den Kopf gehen lassen."
Dann trat der Argone durch die Wand und verblasste zum Nichts. Numes Frau trat herein und sah ihren Sohn aufrecht und gesund in seiner Liege-Kuhle sitzen. Sie stürmte auf ihren Sohn zu und umarmte ihn noch heftiger als dessen Vater es zuvor getan hatte. Von seinen beiden Eltern umarmt war der kleine Borone zwar glücklich, aber verdutzt.
Thorsten war nach dem Aufenthalt bei Nume nach Priesterringe gesprungen. Er war eigentlich mehr froh darüber, das er die kleine Familie von Boronen wieder aus dieser grausamen Lage helfen konnte, als dass Nume sich doch noch entschieden hatte, sein Angebot noch mal zu überdenken. Er hatte es nicht einmal erwartet, denn für ihn war es mittlerweile eine Kleinigkeit Lebewesen zu heilen.
Doch meistens gab es diese Reaktion auf seine Hilfe hin. Er zeigte auch ein paar seiner Möglichkeiten oberflächlich um die Wissenschaftler neugierig zu machen, denn das klappte meistens, doch bei diesem Treffen hatte er an so etwas gar nicht mehr gedacht, zu leid tat ihm der kleine Nalo. Doch jetzt hatte er eine weit schwierigere Aufgabe vor sich: Einen Paraniden zu interessieren. Er hatte schon oftmals erfahren, dass diese Wesen so hochnäsig und von sich selbst eingenommen waren, dass es schwierig war, ihnen etwas für sie Beeindruckendes zu zeigen, ohne dass er zu viel Aufmerksamkeit erzeugte. Sie hinterfragten Alles und Jeden, ein Paranide dachte sogar einmal, er wäre in einem High-Tech-Simulator und rannte infolge der Annahme das ihm nichts geschehen würde mit voller Wucht gegen eine Wand. Erst die Heilung der Verletzungen konnte den Paraniden beeindrucken, auch wenn dieser es nicht zugab. Wieder andere Paraniden griffen ihn an, sie sprangen auf ihn und hämmerten mit ihren Armen auf ihn ein, er stand in solchen Fällen einfach ohne sich weiter zu bewegen. Die Paraniden waren nicht sonderlich beeindruckt davon, erst als er sie mit einem Arm hoch hebte und sie dann mit Hilfe eines 0G Kraftfeldes schweben liess, hörten sie ihm zu. Ein weiteres Problem stellte die Feindseligkeit zwischen Paraniden und Argonen da. Und da die Paraniden ihn zuerst, da er nun mal wie ein Mensch aussah, für einen Argonen hielten, gab es von Anfang an Vorurteile.
Diesen Paraniden von seinen Forschungen abzubringen, war besonders wichtig. Er arbeitete an einer speziellen Schockwellen-Bombe, die ganze Sektoren durch ihre Explosion leerfegen könnte. Das damit die Xenon und Khaak vernichtet werden sollten, war mehr als klar, dazu hätte er nicht mal seine enorme Denkleistung benötigt. Er sah die Station näher kommen, oder besser gesagt, er näherte sich ihr. Er weitete eine Sphäre aus Nano-Bots um die Station aus und suchte nach der atomaren Struktur von dem Paraniden, dessen Name Tikmanotslat war. Er fand diesen auf dem Weg zu seinem Büro in dieser Handelsstation. Thorsten schwebte durch den Weltraum auf die Aussenhülle der Station zu und drang durch deren Struktur, dann lehnte er sich an eine Wand und verschleierte sein Dasein vorsorglich für die Sensoren des Stations-Computers, dann hob er die Phasenverschiebung auf.
Tikmanotslat ging auf sein Büro zu, er hatte einen wichtigen Termin auf der Handelsstation in Paranid Prime, wo er seine Ergebnisse zur Schock-Bombe vorstellen sollte, sogar Priesterimperator Xaar würde anwesend sein. In anbetracht seiner mathematisch perfekten Berechnungen war dies aber fast schon als selbstverständlich zu betrachten. Eben hatte er noch etwas Soja-Grütze mit Stott-Gewürzen und Nostrop-Öl gegessen, diese Zusätze waren wohl das einzig Gute, was die unheiligen Teladi und Boronen als Leistung zu verbuchen hatten.
Die Tür zu seinem Büro öffnete sich und er trat ein. Die Tür schloss sich wieder, bevor er wütend werden konnte.
Ein unheiliger Argone stand unverschämt an einer Wand seines Büros, neben einer verzweigten Pflanze, auf dieser heiligen Station! Er stürmte auf den Argonen zu und packte ihn am Hals.
Seltsamerweise schien es den Argonen nicht zu stören, er verzog keine Miene in seinem völlig unbegründeten selbstsicheren Blick. "Wie bist du hier hereingekommen Unheiliger?" "Das übersteigt auch den Verstand eines Paraniden." "Wie kannst du es wagen..." Tikmanotslat drückte den
Hals noch fester, dieser gab aber nicht nach und der Argone zeigte weiterhin keine Reaktion. "...Computer, schicke den heiligen Stationssicherheitsdienst um diesen unheiligen Eindringling zu entfernen." der Computer meldete sich "Es tut mir leid, oh verehrenswerter Tikmanotslat, aber ich kann keinen Eindringling in eurem Gemach finden." "WAS?!" er konnte diesen unheiligen Argonen doch selbst mit seinen drei Augen sehen, wieso konnte der Computer ihn nicht orten? Sicher hatte der Argone die Sensoren zerstört. "Computer! Suche nach Schäden an deinen Sensoren!" "Verzeiht mir oh großer Tikmanotslat, aber alle Sensoren funktionieren mit mathematischer Perfektion." Der Argone richtete seinen Kopf auf, wieder lächelte er selbstsicher:"Der Computer und die Sensoren funktionieren auf die Weise wie sie sollen. Sie können mich nur nicht erkennen." "Du Unheiliger! Das ist unmöglich!" "Du kannst es mit deinen drei Augen ja selbst sehen, es ist möglich." "Ich werde dich..." "Du wirst mich loslassen."
Ohne das er es wollte, löste sich seine Hand vom Hals des Argonen und senkte sich an seine Seite. Tikmanotslat tobte vor Wut und versuchte krampfhaft eine Erklärung für die Ereignisse zu finden, sicher war es ein argonischer Trick. Er packte den Hals des Argonen mit der linken Hand und drückte noch stärker als zuvor mit der Rechten. Der Argone sah ihn entnervt an:"Mir reicht es. Ich werde dich wohl anders beruhigen müssen." Auf einmal wurde der Hals des Argonen unglaublich kalt, Tikmanotslats Hand wurde taub und löste sich kraftlos vom Hals des Argonen. Wie hatte der Argone das gemacht? Die Temperaturen waren für einen Argonen tödlich und dann konnte man keine Kälte-Erzeuger am Hals sehen. Der Argone sah Tikmanotslat an der sich seine Hand rieb:
"Kann ich nun mit dir reden?" "Nun gut. Sag uns was du willst." "Ich möchte dir ein Angebot machen: Ich kann dich Mathematik lehren, die ihr Paraniden noch nicht entdeckt habt. Die Bedingung ist, dass du mit mir kommst und gewisse Regeln befolgst." Wie konnte dieser Argone es wagen?! "Du kannst als Unheiliger keine Mathematik kennen, die wir Paraniden nicht schon kennen. Ausserdem werden wir uns keine Regeln von einem unheiligen Argonen auferlegen lassen. Wir werden jetzt gehen, du kannst ja versuchen, von dieser heiligen Station zu kommen." Tikmanotslat ging zu seinem Arbeitspult und nahm einen Daten-Träger heraus auf dem er seine Ergebnisse gespeichert hatte. Dann ging er aus seinem Büro und machte sich auf den Weg zu seinem Perseus. Durch die
gelben Gänge, welche mit prachtvollen Formeln und Zimmer-Pflanzen verziert waren.
"Na das ist ja toll gelaufen." murmelte Thorsten vor sich hin nachdem sich die Tür hinter dem Paraniden geschlossen hatte. Er hatte viele Sachen
aufgefahren, von der Neural-Kontrolle bis hin zur Temperatur-Veränderung, von seiner Wiederstandsfähigkeit mal ganz abgesehen. Er suchte kurz mit seinen Naniten im Stations-Computer nach dem Landeplatz von Tikmanotslats Schiff. Ein Perseus stand drei Deck unter ihm in einem Neben-Hangar.
Mit seinem winzigen Sprungantrieb versetzte er sich in den Eingangsbereich des Perseus, wo er auch dessen Sensoren blockierte. Eine Minute später kam auch der Paranide wieder herein, seine drei Pupillen weiteteten sich, zu einem Teil aus Ärger, zum anderen aus Überraschung.
Wie hatte der Argone das geschafft? Zum einen war er schneller gewesen als ein überlegener Paranide und zum anderen schien ihn Nichts und Niemand bemerkt zu haben. Er ignorierte den Unheiligen und machte sich daran, sein Schiff in die Handelsstation einen Sektor weiter zu fliegen.
Endlich mal was Neues was ein Paranide tat: Ignorieren. Da paranidische Schiffe lediglich eine Sicherheitsstütze hatten, welche eigentlich eine horizontale Liege mit Sicherheitsgurten war, lehnte Thorsten sich mangels eines Sitzes an die Wand und wartete ob der Paranide irgendwann eine Reaktion zeigen würde.
Nichts geschah. Thorsten konnte dank der verbesserten Sensoren in seinem Körper im Sektor 4 Orinokos registrieren, die alle einen Kurs auf den Perseus hatten, sie luden ihre Waffen und fuhren ihre Schilde hoch. In wenigen Mizuras würde auch Tikmanotslat die Orinokos auf seinem Gravidar sehen können. "Mal sehen, was geschehen wird." murmelte er gelassen vor sich hin.
Was geschehen wird?! Was meinte dieser Argone? Egal, was sollte ihm schon passieren? Sein Perseus war mit drei Beta-EPWs ausgerüstet und mit allen Extras ausgestattet. Drei Mizuras später konnte Tikmanotslat etwas auf dem Gravidar erkennen, der Computer identifizierte die Objekte als vier Orinokos in Kampfbereitschaft. Sie zielten auf Tikmanotslats Perseus und 4 Raketen-Warnungen kamen vom Schiffs-Computer. Er beschleunigte auf volle Geschwindigkeit und machte sich zum Kampf bereit.
Thorsten hatte die Gedanken der Piraten gelesen, sie wollten die Waffendaten von Tikmanotslat auf dem Schwarzmarkt verkaufen. Die Schilde des Perseus waren auf 15% gesunken, weiter hagelten Plasma-Ladungen und Raketen des Typs Libelle auf das Schiff ein. Der Paranide mühte sich mit den Kontrollen seines Perseus ab und seine drei Augen schnellten von einem Orinoko zum anderen. Gelegentlich traf er einen der Piraten, doch er war wesentlich schlechter dran.
Jetzt fielen die Schilde aus, die Hülle stöhnte unter der Belastung aus Energie und Raketen. Thorsten blieb weiter an der Wand angelehnt und verschränkte gelassen die Arme, für ihn war nichts davon eine Gefahr.
Diese unheiligen Piraten!!! Sie hatten die Schilde bereits untergeschossen und beschossen jetzt die Hülle. Mehrere Brüche im Rumpf wurden schon vom Computer entdeckt und abgeschottet, der Generator war infolge der Schild-Überlastung kurz vor der Explosion. Eine Plasmaladung traf das Cockpit-Fenster, welches nun einen Sprung hatte. Tikmanotslat bekam Angst, er sollte so nicht sterben! Von Unheiligen getötet. Der Riss in der Cockpit-Scheibe breitete sich aus. Tikmanotslat schloss die Augen in Erwartung eines grausamen Todes durch explosive Dekompression. Die Scheibe brach und die enorme Dekompression der kleinen Atmosphäre liess das Schiff in hunderte Trümmer bersten. Tikmanotslat zog die Augenbrauen hoch, in Erwartung wie ein Ballon zu platzen. Sezuras vergangen und Tikmanotslat spürte keine Anzeichen davon, ohne Schutz im Weltall zu schweben. Zuerst öffnete er zaghaft das linke Auge, dann das Rechte und schliesslich das Mittlere. Die ganze Umgebung bestand aus Trümmern, doch neben ihm schwebte der Argone, er hatte das selbe Lächeln wie zuvor im Gesicht, doch wirkte es nun eher wohlwollend.
Erst jetzt, als er seine Arme betrachtete, bemerkte Tikmanotslat das er von einem schwachen, für nicht-paranidische Augen nicht wahrnehmbaren Kraftfeld umgeben war, welches seinen Körper wie eine Haut umgab. Tikmanotslat konnte diese Gleichung nicht lösen. Was geschah hier? Den Argonen umgab dieses Kraftfeld nicht und er schwebte im leeren Raum, als würde er auf dem Boden eines Planeten stehen, mit dem Unterschied, dass seine Füsse entspannt von den Beinen abgestreckt waren, während Tikmanotslat ohne jegliche Kontrolle um seine eigene Achse kreiste. Von dem Argonen ging jetzt eine kaum sichtbare Sphäre aus, die sich rasant ausdehnte und ihren Mittelpunkt im Brustkorb des Argonen hatte. Wo die Sphäre die Trümmer seines Perseus berührte, wurden diese von einem blauen Leuchten eingehüllt.
Als die Sphäre alle Trümmerteile berührt hatte, zog sie sich in den Körper des Argonen zurück. Die Rus-Flecken und Verformungen auf den Trümmern verschwanden langsam und die Trümmer bewegten sich aufeinander zu. Die Trümmer formten wieder den Rumpf des Schiffes und wirkten wie ein großes Puzzle aus Schiffstrümmern.
Nachdem die Bruchstücke an ihrem Platz waren, verschwanden die Fugen zwischen den einzelnen Teilen, indem die Risse von den Ecken der Trümmer zu der Mitte der Fugen zuwuchsen. Das Kraftfeld um Tikmanotslat verschwand und die Instrumente des Perseus erwachten zu neuem Leben.
Der Argone sprach ihn an: "Können wir nun reden?" "J....Ja. Was willst du? Was bist du?" Tikmanotslat war geschockt von diesen Ereignissen, er begriff nicht wie der Argone dies alles gemacht hatte. Schliesslich musste es durch den Argonen geschehen, diese Dinge passierten ja erst seit dieser anwesend war.
Der Argone lächelte zufrieden "Nun, was ich bin sage ich dir noch nicht, aber wer ich bin: Mein Name ist Thorsten Kemmrich. Und was ich will, ist das du deine Forschungen einstellst und nicht veröffentlichst..." "WAS?!" "...als Lohn kannst du auf anderen Gebieten Forschungsergebnisse erziehlen. Du musst aber in eine abgeschiedene Kolonie gehen, kannst aber jederzeit unter dem Mantel des Schweigens Urlaub in deiner Heimat machen." "Was für Gebiete der Forschung wären das? Und in wie weit könnte uns Das Interessieren?" "Sieh her." Der Argone bewegte seine Hand in Richtung der Orinokos, die in Formation und völlig still ca einen Kilometer vor dem Perseus lagen. Anscheinend hatten die Ereignisse sie ähnlich beeindruckt wie Tikmanotslat. Der Argone stoppte die Bewegung seiner Hand vor Tikmanotslats Gesicht. Aus seiner Sicht war die Handfläche des Argonen nach oben gedreht und durch die Position der Hand sah es für Tikmanotslat so aus, als ob die Orinokos direkt über der Hand des Argonen schweben würden.
Seine Hand war in Position. Für den Paraniden vor ihm sah es jetzt so aus, als würden die Orinokos als Miniaturen auf seiner Hand schweben. Nun war es Zeit die Illusion zur Realität zu machen. Mit der Hilfe von tausenden winzigen Maschinen in den Nanobots und seinem Körper formte er eine tunnelförmige Raumanomalie, die wie ein Trichter von den Orinokos zu seiner Hand führte. Die Anomalie würde die Orinokos und deren Piloten in eine Blase aus komprimierten Raum hüllen, mit anderen
Worten: Die Orinokos würden mit ihren Piloten schrumpfen.
Tikmanotslat sah gebannt auf die Hand vor sich. Auf einmal veränderten sich die Lichtreflexe auf der Oberfläche der Orinokos. Der Argone senkte nun die Hand, die Orinokos senkten sich mit. Aber jetzt erkannte er, was geschehen war: Es sah nicht mehr nur so aus, als ob die Orinokos als Miniaturen auf der Hand des Argonen schweben würden, sie waren tatsächlich geschrumpft und flogen panisch über der Hand des Argonen hin und her. "Wie?" brachte Tikmanotslat geschockt hervor "Wie konnte das geschehen?".
Der Argone blickte auf die kleinen Schiffe auf seiner Hand: "Wenn du mit mir kommst, hast du irgendwann die Chance es herauszufinden." Der Argone hob seine Hand vor sein eigenes Gesicht und pustete: Die Orinokos wurden an ihre ursprüngliche Position geschleudert und durchflogen dabei die Scheibe des Perseus ohne das sie diese aufhielt oder sie diese beschädigten, wobei sie langsam wuchsen. Als die Orinokos ihre ursprüngliche Position erreicht hatten, hatten sie auch wieder ihre normale Größe. Wie aufgescheuchte Raumfliegen flogen die Piraten davon. Wieder war Tikmanotslat beeindruckt: "OK. Ich..." er fing sich "...Wir werden mitkommen. Aber gib uns bitte etwas Zeit um ein paar Dinge zu regeln." Der Argone wirkte froh: "Würden dir drei Tazuras genügen?" "Ja...es würde uns reichen." "Dann treffen wir uns in drei Tazuras an diesem Ort." Der Argone reichte ihm ein flaches Objekt, zuerst konnte er es nicht einorden, doch dann erkannte er es: Es war ein Blatt Papier, ein uralter Schriftträger, wie ihn vor langer Zeit die Argonen benutzt haben sollen, dies hatte er zumindest in einer Datenbank gelesen. Als er wieder aufschaute, war der Argone verschwunden. Tikmanotslat wusste zwar noch immer nicht genau was geschehen war, aber er war mehr als interessiert. Er wendete das Schiff und flog zurück zur Handelsstation. Er würde den Termin nicht mehr wahrnehmen, denn er sollte ja seine Forschungen einstellen, ausserdem hatte er noch viel zu erledigen wenn er bereit zur Abreise sein wollte.
Das war ja doch besser gelaufen als er gedacht hatte. Thorsten flog durch den Raum, mit einer Geschwindigkeit von 2000 m/s. Der Perseus wendete hinter ihm und flog zurück zu der Handelsstation, anscheinend hielt Tikmanotslat die Abmachung ein, seine Forschungen einzustellen und nicht zu veröffentlichen. Um die flüchtenden Piraten musste er sich keine Sorgen machen, wenn die Piloten jemanden von den Ereignissen erzählten, würde man es auf Raumkraut- und Raumspritkonsum beim betrachten eines Science-Fiction-Films begründen. Als nächstes stand der Argone auf seiner Liste: Redan Simten. Dieser Mann wollte ein Gerät herstellen mit dem man Schilde neutralisieren konnte, damit wollte er die Khaak besiegen, die seine Frau gefangen hielten. Die Frau tat Thorsten leid, es war, soweit man sich wehrte, eine Qual in ein Khaak-Neural-System integriert zu sein.
Die Khaak waren an sich friedlich, doch als vor Jahren ein argonisches Schiff mit dem Sprungantriebs-Prototypen in deren Sektor eintraf, kehrte der Forscher-Trupp, der den ersten Kontakt zu den Argonen herstellen sollte, nicht zurück. Die Khaak hatten mit dem Schiff vorher Kontakt aufgenommen, doch die Besatzung verstand den Schwänzeltanz, den die Insektoiden zur Kommunikation nutzten nicht. So konnten die Khaak nicht wissen, dass die Wesen in dem TP Sauerstoff atmeten, was für die Khaak tödlich war.
So vermuteten die Khaak, dass ihr friedlicher Forschertrupp mit feindlicher Absicht getötet wurde. Was garnicht so falsch war, denn aufgrund der Angst der Besatzung vor den Khaak, gingen diese aggressiv auf die im Todeskampf befindlichen Khaak ein. Das soziale Gefüge der Khaak war sehr beeindruckend: Jedes Individuum hatte eigene Intelligenz, einen eigenen Willen und eine eigene Persönlichkeit, doch arbeiteten sie mit telepatischer Verbindung wie ein Wesen. Jeder Khaak war mit allen anderen im Umkreis von 1000 Metern um ihn herum verbunden, was leider ihre Persönlichkeit und ihren eigenen Willen unterdrückte, sobald eine höhere Kaste anwesend war. Wozu die Khaak ihr Neural-System brauchten war einfach: Es verband einen beliebigen Organismus mit dem psycho-kollektiven Handeln der Khaak und ermöglichte den Insektoiden die Handlungsweise und das Denk-Gefüge dieses Wesens zu erfassen und zu verstehen. Diese Waffe, die der Argone entwickelte, würde alle Schilde ausschalten die in Reichweite waren. In den Händen der Split oder Paraniden hätte diese Waffe eine Katastrophe bedeutet. Sie war im Gegensatz zum Ionen-Disruptor dauerhaft und zerstörte die kompletten Schilde. Der Mann hatte eigentlich nichts Böses im Sinn, er wollte seine Frau retten und da er einer der führenden Schild-Konstruktuere der Argonen war, wollte er ein Gerät bauen, dass am besten zu seiner Tätigkeit passen würde ohne zu töten.
Da er aber weder die Mittel für die Entwicklung der Waffe, noch ein Schiff mit ausreichender Kampfkraft hatte, arbeitete Redan für das argonische Militär. Sobald die Paraniden oder Split ein Schiff mit dieser Waffe erbeuteten, wäre das eine Katastrophe. Vorher war Redan bei der Entwicklung von Terra-Watt-Schilden und mehr beschäftigt, die Forscher in Thorstens Kolonien hatten schon lange derartige Schilde, doch mit dem Wissen, dass die Forscher dort hatten, hätte Redan wahrscheinlich noch bessere Leistungen erbracht. Für die Kolonie wäre das ein gewaltiger Fortschritt. Thorsten brauchte keine besseren Schilde, er hatte bereits seit 2105 Terrawatt-Schilde, seitdem hatte sich deren Leistung in seinem
Körper um eine enorme Zahl potentiert, er hätte von allen Schiffen der Sohnen fünf Jahre unter Dauerfeuer beschossen werden können und hätte noch immer 50% Kapazität. Jedoch war seine Materie viel stabiler:Schwarze Löcher und andere Phänomene konnten ihm nichts anhaben. Falls doch mal etwas geschehen sollte, konnten er die Zeit verlangsamen und sich schneller Regenerieren als das Licht sich bewegte. Waffen gab es nur wenige die ihm im ihm bekannten Raum schaden konnten, wozu eigentlich nur die der Sohnen zählten...
Fast ein Jahrtausend
Prolog
Vom Orbit aus sah die Sonne wunderschön aus, Thorsten blickte zu der gelben Scheibe am Rand des Planeten, die ihn irgendwie an die
Sonne seiner Heimat, der Erde, erinnerte. Doch kein Schiff umgab ihn, kein Raumanzug. Er schwebte unsichtbar durchs All, keine
Sensoren oder Augen würden ihn wahrnehmen. Er genoss das Gefühl der warmen Sonnentrahlen auf seiner Haut, auch wenn warm etwas
untertrieben war, bei 2345 Grad Celsius. Als er in den 80ern des 20. Erdjahrhunderts geboren wurde, hätte er sich nie träumen lassen,
einmal ferne Galaxien zu bereisen, geschweige denn, frei im Raum zu gleiten. All dies hatte er einem Unfall zu verdanken, aber war es
wirklich einen Dank wert? Er erinnerte sich gut an seine Zeit als Dozent an einer deutschen Universität, diese glich dem Institut,
auf das er Kurs nahm, zwar in keinster Weise, weder im Aussehen noch in der Ausstattung, doch irgendwie hatte es die alten Erinnerungen
wachgerufen.
Damals studierte er Mikro-Elektronik und Human-Biologie. Er wollte eigentlich Androiden entwickeln, um dem Menschen zu helfen, doch
nirgendwo gab es entsprechende Arbeitsplätze. Also widmete er sich nach seinem Studium der Nano-Technologie. Die Arbeit war
langwierig, doch 2012 war es so weit, der erste Test mit medizinischen Nano-Bots wurde durchgeführt. Ein Resus-Affe sollte
von Aids geheilt werden, doch aufgrund der Programmierung der winzigen Maschinen gab es einen schwerwiegenden Fehler. Die
Programmierung sah eigentlich vor, dass die extern von einem Quanten-Computer gesteuerten Mikro-Roboter ihren Wirt instand halten
und sich selbst verbessern sollten. Doch man hatte vergessen, den Test-Modus zu aktivieren und so suchten sich die Naniten ihre
eigentlichen Wirte: Menschen. Thorsten und seine 4 Kollegen wurden von den Naniten infiziert. Zwei starben aufgrund einer Immun-Reaktion
innerhalb weniger Minuten, ihre Haut schlug Blasen und sie fielen röchelnd um. Thorsten und seine beiden anderen Kollegen blieben
jedoch am leben, denn die Maschinen lernten über den Quantencomputer und passten sich dem Immun-System an. Jedoch nicht gut genug:
Die beiden anderen Professoren starben an zellulären Missbildungen, eine Woche nach dem Vorfall versagte ihr gesamter Kreislauf.
Er hatte aber das zweifelhafte Glück, dass die Maschinen aus ihren Fehlern lernten und in ihm ihre Arbeit korrekt verrichteten.
Drei Wochen nach der Infektion brauchte er seine Brille nicht mehr. Die Jahre vergingen. Drei Jahre nach dem Unfall, er war
untergetaucht da ein ziemlicher Trubel wegen der seltsamen Tode seiner Kollegen herrschte, wachte er eines Morgens auf und die
Lichter des Quanten-Computers, den er als Koffer mit sich umhertrug, waren erloschen. Hatte der Computer die Kontrolle über die Naniten
verloren? Er war geschockt, doch als er sich aufrichtete, spürte er Schwindelgefühle und Übelkeit.
Er untersuchte sich selbst und die Ergebnisse waren schockierend: Trotz dem Ausfall des Computers arbeiteten die Nano-Bots
weiter. Eine Untersuchung seines Gehirn brachte die Lösung: Ein winziger metallischer Körper in seinem Stirnlappen stellte sich als
ein kleiner Sender heraus. Die Naniten hatten die zwei Drittel seines Gehirns, die ein Mensch nicht benutzte, in eine biologische
Art des Quanten-Computers verwandelt. Er hatte Angst. Er musste allein sein, sonst könnte er noch andere Menschen infizieren, so hatte
er sich auf den Himalaya zurückgezogen. Thorsten versuchte eine Lösung zu finden um die Maschinen aus seinem Körper zu entfernen, doch vergebens.
Eines Tages, ca zwölf Jahre nach dem Unfall, rutschte er an einem Felsvorsprung ab und stürzte 150 Meter in die Tiefe, bis ein Felsen
seinen Sturz abbremste. Jeder Knochen in seinem Körper war zerschmettert und die Organe waren zerfetzt, in einer Lache aus Blut fror das, was noch von ihm übrig war. Nun verlor er das Bewusstsein und machte sich darauf gefasst nie wieder aufzuwachen. Doch er hatte sich geirrt.
Irgendwann öffneten sich seine Augen, er sah alles klar vor sich, nicht das Jenseits lag vor ihm, sondern er lag wieder auf dem schwarzen
Fels, immernoch in dem Blizzard, der ihn abrutschen liess. Sein Anzug war zerfetzt, doch auf dem Stein war kein Tropfen Blut zu sehen.
Er konnte es nicht glauben, Thorsten ging zurück zu seinem Zelt und untersuchte sich wieder einmal: Es war, als hätte er niemals eine Verletzung erlitten, selbst die schwarzen Erfrierungen, die er sich beim Aufstieg zu seinem Lager zugezogen hatte, waren nach 5 Minuten verschwunden. Ein Blick auf seine Uhr zeigte ihm, dass er 9 Stunden bewusstlos gewesen war. Eine Untersuchung der Naniten ergab, dass sie ihre Konstruktion verbessert hatten, sie waren sehr viel komplexer und ein Teil der KI schien in jeden einzigen Naniten verlagert worden zu sein. Thorsten hatte eine Idee, er nahm eine Gewebeprobe, die er einmal aus einem Labor entwendet hatte, und tropfte etwas Blut aus einer Wunde die er sich am Finger stach auf das Gewebe. Die Wunde war innerhalb von Sekunden verheilt und ein Blick unter das Elektronenmikroskop zeigte ihm genau das was er sehen wollte: Die Naniten liessen das Gewebe in Ruhe, ordneten sich um Thorstens Blutkörperchen an, und transportierten
diese aus der Sichtweite des Mikroskops. Als er auf den Tisch sah, sah er metallisch glänzendes Blut in einem Faden auf seinen Finger
zufliessen, dort drang es in die Fingerkuppe ein und verrichtete weiterhin seinen Dienst in Thorstens Organismus.
Er konnte endlich unter Menschen ohne angst zu haben, jemanden dem selben Schicksal wie seinen Kollegen auszusetzen.
Er zog zurück nach Deutschland, jedoch lebte er weiterhin abgeschieden, um nicht von Leuten erkannt zu werden, die ihm vielleicht unangenehme
Fragen bezüglich seiner Forschung stellen konnten. Die Jahre vergingen, die Naniten verbesserten sich immer weiter, nur noch ein Fünftel
seines Gehirns wurde von ihnen in Anspruch genommen und seine Sinne hatten längst das normale Maß eines Menschen überschritten. Eines Tages, er beobachtete gerade einen Schmetterling in 5 Kilometer Entfernung, hörte er ein Rauschen hinter sich, ein neuer Sportwagen, sie hatten mittlerweile eine Höchstgeschwindigkeit von 500 kM/H, raste durch das beschauliche Wäldchen und direkt auf ihn zu. Aus einer Schreckbewegung sprang er beiseite, viel weiter als er es für möglich gehalten hätte. Seine Flugbahn trieb ihn durch zahlreiche Kiefern und sein Flug stoppte erst in einem kleinen Gebirgsbach, nicht eine Blessur zierte seinen Körper, von diesem Tag an nahm seine Muskelkraft exponentiell zu.
Weitere Jahre vergingen, in denen die Nano-Maschinen seinen Körper veränderten, Bücher mit 600 Seiten las er in einer Stunde und vergaß den Inhalt nie. 2036 waren die beiden Sprungtore fertiggestellt, sein Körper wies keine Anzeichen seines Alters von über 50 Jahren auf,
jeder der ihn sah, hätte ihn auf Mitte 20 geschätzt. Wieder verging die Zeit, jetzt schrieb man das Jahr 2063, seine Denk- und Rechenfähigkeit
übertrafen mittlerweile jeden Quanten-Computer. Er beobachtete von seiner Terasse mit bloßem Auge die neue, gigantische Handelsstation im Orbit, morgen würde er seinen ersten Flug in den Weltraum antreten.
Doch es gab einen Zwischenfall, die automatische Fähre hatte im Weltraum eine Fehlfunktion und drohte zu explodieren, da auch noch zahlreiche Mikro-Meteore das Schiff schwer beschädigt hatten. Er musste etwas tun. Er rannte in den Maschinen- und Computerraum, dort stellte er fest, dass dieser keine Atmosphäre mehr aufwies, zu seiner berraschung passierte ihm nichts. Thorsten wollte das Schiff reparieren, er kannte die Konstruktion des Schiffes, doch er konnte nur die Computer-Konsole bedienen, die Maschine jedoch nicht, schliesslich hatte er nur zwei Hände. Wie als hätten die Naniten seine Gedanken gelesen, drangen zahlreiche silberne Nebelschwaden aus seiner Haut, welche aus Milliarden von Nano-Bots bestanden. Die Wolken drangen in die Schiffshülle und die Maschinen ein, welche sich alsdann regenerierten, die Löcher in der Schiffswand wuchsen zur Mitte hin zu und die Maschinen nahmen wie durch Geisterhand ihren Dienst wieder auf, dann drangen die silbernen Wolken wieder in seinen Körper ein. Er konnte es nicht glauben, die Naniten waren anscheinend neuro-interaktiv geworden und hatten gelernt, anorganische Materie ausserhalb seines Körpers zu reorganisieren, zu Anfang der Forschungen war dies nie vorgesehen oder auch nur angedacht worden.
Knapp entkam er tiefer gehenden Untersuchungen, seine falsche Identität hätte dem nicht standgehalten und die Naniten konnten das Ergebnis des
Lügendetektors fälschen, welchem er sich wegen dem seltsamen Vorfall stellen musste. Niemand erinnerte sich zudem noch an den Unfall vor
so vielen Jahren. Er versuchte seine falsche Identität von nun an nicht mehr zu gefährden. Die Jahre vergingen weiter, im Jahre 2100 entwickelten seine Naniten ein eigenes Bewusstsein und begannen sich mit ihm zu unterhalten, zuerst dachte er, er hätte aufgrund seines unnatürlich langen Lebens eine Psychose bekommen, doch die Naniten stellten das Missverständnis richtig.
Von nun an lehrte er die kleinen Maschinen, was richtig ist, in einem inneren Dialog aus elektrischen Impulsen in seinem Gehirn liefen
die "Gespräche" ab und bald hatten die Maschinen, wobei sie sich alle kleinen Roboter ein Bewusstsein teilten, eine eigene Persönlichkeit
entwickelt.
Wie er liebten seine kleinen Untermieter das Leben und studierten Organismen und Ökosysteme. Irgendwann in diesem Jahr trat er aus Versehen auf eine kleine Spitzmaus, sie war tot. Die Naniten empfanden wie er Trauer und aus seinen Händen, in denen er den kleinen Säuger hielt, drangen die Maschinen in Form einer quecksilber-artigen Flüssigkeit aus und hüllten den Nager ein. Thorsten wurde von den Maschinen über
deren Tätigkeiten informiert und innerhalb von Sekunden hatten die Naniten den kleinen Körper anhand ihres gemeinsamen Wissens wiederhergestellt und wiederbelebt. Er wusste was sie wussten und andersherum, so war ihm klar, dass die Maschinen jedes einzelne Molekül des Lebewesens reorganisiert und es so geheilt hatten. Die Maschinen hatten nur noch die Größe von einem Hexan-Molekül, nur ein Tausendstel ihrer früheren Ausmaße, regelten alle ihre Prozesse und Aufgaben mit Hilfe von Quanten-Reaktionen und bestanden größtenteils aus Mikro-Partikeln, die Thorsten im Portal der alten Sprungtore auf Taurus entdeckt hatte. Diese Partikel gab es in vielen Variationen, wie Atome, und waren um ein vielfaches kleiner, die Naniten erforschten seine Entdeckung und nutzten sie um sich zu verbessern, in einer Geschwindigkeit, die beängstigend war. Während des Terra-Former-Krieges kam eine erneute Entwicklung, die Naniten wollten helfen, er wollte helfen.
So vertieften sie ihre Symbiose und verschmolzen zu einem Bewusstsein: Da die Maschinen der Ansicht waren, dass es ja eh Thorstens Körper
gewesen sei und sie durch einen Zufall diesen mit ihm teilten, liessen sie seine Persönlichkeit dominieren. Ein weiterer Grund war ihre
Grundprogrammierung, ihren Wirt zu schützen, wobei ihre Grundprogrammierung für die Maschinen so eine Art Bibel war.
Sein Denkprozess beschleunigte sich, die Naniten verbanden sich mit seinem Geist, indem sie das elektrische Feld seines Körpers, was laut
ihrer Ansicht und Forschung seine Seele war auf sich übertrugen und ihm einen Teil ihrer Programmierung und Persönlichkeit in seine
Synapsen übertrugen. Von nun an verbesserte er sich selbst, wozu nun auch die Naniten gehörten, dies war ein Teil der Programmierung die
er in seine Persönlichkeit übernommen hatte. Mit einem kleinen Shuttle flog er durch den Raum und auf die Terraformer zu.
Zu einer kompletten Beeinflussung von 5000 Schiffen der TF hätte seine Rechenfähigkeit gereicht, doch es waren weit mehr. So verlangsamte
er ihre Computer-Hirne und machte so ihre Strategien langsamer, was bei Millionen von Schiffen im gesamten Weltraum eine enorme Leistung war. Thorsten verteilte seine Naniten wie eine Art Virus durch eine gegenseitige Annäherung der Xenon-Schiffe. Durch Mikro-Antriebe, welche die Maschinen auf ungefähr eine Geschwindigkeit von rund 10.000 m/s beschleunigten. So konnte er auch den Sprungantrieb der Xenon scannen und verbessern, bis er nur noch die Grösse eines Plutonium-Atoms besaß, dadurch konnten sich die Nano-Maschinen noch schneller verteilen und durch einen Sub-Raum-Sender, den Thorsten vor 12 Jahren erfunden hatte, dessen Nachrichten-Übermittlung in einer Sekunde einhundert Lichtjahre zurücklegten, in Verbindung bleiben und bei Bedarf zurückgerufen werden.
Nach dem Terra-Former-Krieg rief er all seine Naniten zurück. Nun konnte er zwischen den getrennten Menschen hin und her pendeln, doch er half
beim Wiederaufbau seiner Heimat. Seine Naniten rekultivierten den Boden und heilten Menschen, jedoch blieben sie menschlichen Augen entzogen.
Thorsten gewann nach so langen Jahren wieder Freunde, doch aufgrund der Tatsache, das er nicht starb, verlor er diese nach einigen Jahrzehnten
wieder. Noch immer geisterten ihm die Sätze in seinem Kopf herum, die ein alter Mann, den er als kleinen Jungen kennengelernt hatte, an seinem
Sterbebett gesagt hatte:"Ich habe dich gesehen, wie du so viele unmögliche Dinge getan hast. Du hast vielen geholfen und dich nie
zu erkennen gegeben. Du warst mir immer ein guter Freund und hast mich nie im Stich gelassen. Ich konnte dir das nie zurückgeben. Nun
da ich sterbe, kann ich dir nicht einmal mehr Gesellschaft leisten." Der Mann hatte ihn als das was er war erkannt, etwas Unmenschliches,
doch er mochte ihn wegen seiner Taten und nicht wegen dem was er war. Und wieder war Thorsten allein. Die Erde hatte sich erholt und er begann
das Universum zu erforschen, inzwischen schrieb man das Jahr 2241 und er begann unter den verschieden Spezies zu leben, zuerst unter den Boronen.
Dank seiner Naniten konnte er jedwege Gestalt annehmen, oder sich einfach unsichtbar machen. Er studierte zuerst als Unsichtbarer die Anatomie der kleinen Meereslebewesen, ihre Sprache und Sozialstruktur. Dann nahm er die Gestalt eines Boronen an und begann unter ihnen zu leben, allerdings nur in einer abgelegenen Grotte, die vom Rest der Ozeane abgeschlossen und nicht sehr technisiert war. Es kam einmal zu einem Erdbeben, das er in seiner menschlichen Gestalt und mit Hilfe seiner Naniten beendete, danach fertigte er eine Kopie seines boronischen Körpers an, die er von einem Felsen zerquetschen liess, so verliess er den Planeten im Königstal, ohne das es jemandem seltsam vorgekommen wäre.
Die Zerstörung des boronischen Körpers war jedoch in keinster Weise ein Mord, denn alles was er mit seinen Naniten zum leben erweckte, was
nicht noch bis vor drei Tagen selbst gelebt hatte, war tot und verrottete wie ein Leichnam kurz nachdem die Naniten den Körper verlassen
hatten.Trotz all seiner Heil-Kräfte und Technik, konnte er kein Leben aus dem Nichts erschaffen, selbst Zellen, die Atom für Atom ihrem
Vorbild entsprachen, entzogen sich dieser Regel nicht. Einen Körper aus einem kleinen Teil des ursprünglichen Organismus aufzubauen, war
ebenfalls kaum möglich, einen zerquetschten Kopf wiederherzustellen war jedoch einfach. DNA und Zellen mussten auf natürliche Weise entstanden sein, er konnte sie zwar abändern oder Teile eines Organismus passgenau in einen anderen einfügen, doch sobald etwas Wichtiges nicht natürlich entstanden war, sondern als Beispiel die DNA nicht natürlich war, bildete sich kein körper-eigenes elektrisches Feld und der Organismus zerfiel wie ein gewöhnlicher Leichnam, Spender-Organe oder ähnliches waren da aber eine Ausnahme. Seine Naniten hatten anscheinend Recht gehabt, als sie dieses elektrische Feld als Seele benannten, denn eine Seele konnte nur von Gott vergeben werden.
Als nächstes, also nach ca 50 Jahren, fuhr er mit dem Studium der Teladi fort, dabei widmete er sich zuerst Ianamus Zura. Es war beeindruckend,
wie gegensätzlich diese beiden Kulturen und Wertvorstellungen einer Spezies waren. Thorsten benutzte das gleiche Anfangs-Prozedere wie bei
den Boronen und machte sich zuerst unsichtbar. Die Teladi auf Ianamus Zura gaben der Ästhetik und Kunst den höchsten Stellenwert.
Ab und zu liess Thorsten, in Gestalt eines blau bemalten Teladi, ein künstliches Nordlicht über dem Planeten entstehen, wieder ohne das jemand etwas von dem Zusammenhang mit ihm bemerkt hätte. Die Teladi waren von dem Phänomen hellauf begeistert und wurden durch die Erscheinung zu zahlreichen Bildern und Skulpturen inspiriert. Die Zeit auf dem Planeten war eine der schönsten seines langen Lebens und die Sorgloseste obendrein.
Ausserdem verstanden diese Echsen es zu kochen, zwar hatte er das selbe Geschmacksempfinden wie ein Mensch, zumindest was Vorlieben anging, jedoch war es tausendmal stärker als das eines normalen Menschen; hinzu kam, dass er dank seiner Nano-Bots jegliche Nahrung spalten und verwerten konnte, auch wenn dies dank der Nano-Bots nicht von nöten war, sie konnten ihn mit allen Vitaminen, Mineralien, Nährstoffen und anderen Substanzen versorgen, die sein Körper bei normaler Funktion gebraucht hätte, auch wenn die Naniten die elektrische Spannung in seinem Körper zum Betrieb benötigten. Doch er erhielt immernoch gerne seine normalen Körperfunktionen aufrecht, denn schliesslich war er immernoch ein Mensch, zumindest zum größten
Teil, oder halt manchmal ein anderer Organismus. Was das Kochen anging, so hatten die weiblichen Teladi in ihrer Profit-Gemeinschaft mit
ihren Artgenossen auf Ianamus Zura nichts gemein, alles musste schnell aufgetischt und gegessen sein, schliesslich wollte man keine Zeit
dabei verlieren, in der man Profit erwirtschaften konnte. Nur reichere Teladi widmeten sich besserem Essen, welches jedoch auch nicht zum
besten zählte. All dies lernte er, bei seinen Wechsel zwischen den gesellschaftlichen Milliues, wie er es auch schon vorher betrieb, schliesslich konnten Wertsachen und Geld von ihm ziemlich leicht reproduziert werden, wodurch er schnell sozial aufsteigen konnte.
Nach den insgesamt 50 Jahren, die er bei den Teladi-Kulturen verbracht hatte, widmete er sich den Split.
Kriegerische Kreaturen mit mangelnder Erziehung und Tolleranz, die Zeichensprache war schnell gelernt und Thorsten verzog sich auch schnell wieder aus dieser Kultur, 30 Jahre reichten ihm, denn er mochte den Krieg und Kämpfe noch nie. Hinzu kam, dass er einst, er lebte in einem Dorf, ein einschneidendes Erlebnis hatte:
Ein Waisenkind, welches seine Eltern durch wilde Ghoks verloren hatte, lief in einer Kneipe umher, auf der Suche, nach Jemandem der sich
ihr annehmen würde. Sie kam an einen Tisch mit fünf männlichen Split, die sich von der "elternlosen Kreatur" genervt fühlten. Einer der Split
schlug das Mädchen zu Boden und trat auf sie ein, dann rammte er ihr einen Dolch in die Schulter. Obwohl Split viel wegstecken konnten, weinte
das Mädchen bitterlich, ohne jemanden der ihr aus dieser Lage hätte helfen können. Doch da war Thorsten. Die Wut stieg in ihm hoch. Er stand von seinem Tisch auf und ging auf den agressiven Split zu. Dabei wuchs er zu seiner normalen Größe und Gestalt heran, die übrigen Split sahen ihn überrascht an. Als er den grausamen Kerl erreichte, dieser hatte ihn noch nicht bemerkt weil er immer noch voll in dem Quälen des Mädchens vertieft war, packte er diesem am Hals und schleuderte ihn mit sechs G an die nächste Wand. Sofort griffen alle erwachsenen Split Thorsten an. Sie prügelten auf ihn ein, was ihre, im Vergleich zu ihm, schwachen Ärmchen hergaben. In seiner unbändigen Wut streckte er mit all seiner Kraft seine Arme von sich;
Die Wirkung war verheerend: Die Bewegung seiner Arme war so schnell und stark, dass sie die Schallmauer mehr als durchbrachen. Die zuerst komprimierte Luft dehnte sich schlagartig wieder aus und erzeugte so zwei sichelförmige Schockwellen, die in seiner Schulterhöhe durch die Kneipe schossen. Die Becher an der Theke zersprangen durch die Wucht, zum Ende kamen die Schockwellen erst, als sie die Wände des nächsten Hauses erreichten, wo sie tiefe Furchen in die Wand schlugen.
Nur noch die Holzpfeiler der Kneipe hielten das Dach aufrecht. Wo die Schockwelle auf die Köpfe der Split getroffen war, wirkte sie wie ein enormer Schlag ins Gesicht: Die getroffenen Split wirbelten durch den Raum und prallten hart gegen die Wand. Jedoch der Split, welcher das Mädchen verprügelt hatte, hatte bessinungslos an der Wand gesessen, wodurch ihn die Schockwelle nicht traf. Der Split kam zu Bewusstsein und griff Thorsten wütend mit seinem Messer an. Thorsten nahm ihm das Messer ab und zerquetschte es mit der bloßen Hand. Dann rammte er seine Hand in den Brustkorb des Split, wobei eine Gischt aus braunem Blut entstand, und hob ihn an dessen Rippen hoch. Dann gab er dem Kerl zurück, was dieser dem Mädchen angetan hatte.
Die mittlerweile durch einen winzigen Fusionsreaktor in Thorstens Körper angetriebenen Naniten verteilten sich in dem Körper des Split. An den
richtigen Stellen platziert, gaben die Nano-Bots dem Split Elektroschocks. Da die Naniten sich am Nerven-System des Split festgesetzt hatten, durchfuhren den Split Schmerz und Pein jenseits von dessen Vorstellungskraft. Ein weiter Split ergriff das verwundete Mädchen und drohte es aufzuschlitzen, wenn "die Kreatur" T'Sok nicht fallen liesse. Durch die Luft hindurch zerlegte Thorsten mit seinen Naniten das Messer des Split, dieser liess erschreckt das Mädchen fallen. Thorsten packte nun auch diesen, der dem Mädchen auch einen Arm gebrochen hatte, wie seinen Freund und durchflutete diesen ebenfalls mit Naniten. Es war an der Zeit, diese grausamen Wesen den Respekt vor dem Leben zu lehren. Er zersetzte das Gewebe der Split an der Stelle, wo er sie berührte, wie durch Säure aufgelöst rann das Fleisch um die Wunden von den Knochen. Die Split schrien vor Schmerz und jämmerlicher Angst. Thorsten liess
die beiden fallen. Blutend prallten die Split hart auf. Thorsten sprach sie in der verbalen Sprache der Split an, was er sagte, lautete übersetzt:
"Wenn ich euch leben lasse, kümmert ihr euch dann wie Eltern um das arme Mädchen und lehrt es den Respekt vor dem Leben?" Einer der Split zog eine Schusswaffe, der andere zeigte die Geste für Verachtung. Die Projektile der Schusswaffe prallten an Thorsten ab. Er griff die beiden Split an ihrem jeweils rechten Arm. Nun benutzte er härtere Methoden: Er liess seine Naniten die Atome der Split aus ihrem Gefüge reissen, zumindest an einigen Stellen in den rechten Armen. Das Gewebe an den betreffenden Stellen quoll auf, so dann die ganzen Arme. In einem Inferno aus Blut und Gewebe-Fetzen platzte sämtliches Gewebe von den Armknochen ab. Die Split schrien und kippten auf ihre intakten Arme. Wieder sprach Thorsten die Beiden an: "Und nun?"
Die Split nickten heftig. Er liess sie erstmal liegen und widmete sich dem kleinen Mädchen. Es versuchte verängstigt von ihm wegzurobben, nach dem was er eben gemacht hatte, war das nicht verwunderlich. Doch als sein finsterer Blick sich lichtete, hielt das Mädchen inne. Er kniete sich zu ihr runter:
"Du brauchst keine Angst mehr zu haben." Thorsten las mit Hilfe der Naniten ihren genetischen Code aus, dann berechnete er innerhalb von Sekunden die natürliche Gewebestruktur an den Wunden und heilte die Verletzungen des Mädchens, dann sagte er ruhig zu ihr: "Warte noch einen Augenblick, ich werde dafür sorgen, dass die Beiden da hinten sich um dich kümmern werden." Das kleine Mädchen formte mit ihren Händchen die Geste für Dank.
Thorsten wendete den gleichen Vorgang wie bei dem Mädchen an, um die Verletzungen der beiden aggressiven Split zu heilen, dann sprach er mit eiskalter Stimme zu ihnen:"Ihr beide werdet euch um die Kleine kümmern, als wäre sie eure eigene Tochter, sonst komme ich zurück. Und dann werdet ihr euch wünschen, ich hätte euch eben getötet." Die Drohung wirkte: Als er das Dorf verliess, hinterliess er jeweils einen winzigen Computer im Kopf des Mädchens und der beiden Split, der ihm melden würde, falls die beiden Split das Mädchen angreifen sollten. Dies geschah nie, als er das Mädchen noch einmal besuchte, war sie eine 20-jährige Split-Frau, die ausgezeichnet kämpfen konnte, doch im Gegensatz zu anderen Split, war sie äusserst friedliebend und kämpfte nur zur Verteidigung. Sie erkannte ihn gleich und schloss ihn in die Arme, wie einen alten Freund der er nun mal war. Ein Jahr später verliess er den Planeten.
Nun widmete er sich den Paraniden, ihre Kultur war komplex: Eine Mischung aus fanatischer Religions-Staaten-Gemeinschaft und Mathematik beherrschte ihr Leben. Was Mathematik anging, so hatte er ihnen viel vorraus, nicht nur das er dank seiner maschinellen Komponenten schneller rechnen konnte als Alles was es gab, ausgenommen ein Sohne, denen er manchmal unsichtbar begegnete, er hatte auch zahlreiche mathematische Forschungen während seines langen Lebens betrieben. Es fiel im, in Folge seiner mathematischen Kapazitäten nicht schwer, sich in dieser Kultur einzuleben und die seltsamen Rituale zu erlernen, auch wenn er ihre Bedeutungen nur durch das Lesen der Gedanken von Paraniden ergründen konnte. Gedankenlesen war eine Sache, die
er schon seit 100 Jahren beherschte, durch Auslesen der neuronalen Ströme der Lebewesen und dem Vergleich mit gesammelten Informationen, konnte er sowohl Gedanken, bildliche und akkustische Vorstellungen als auch Erinnerungen erkennen, es muss wohl nicht erwähnt werden, dass er sich so auch in Computer hacken konnte. Auch die Beeinflussung des Nervensystems oder anderer Organe war für ihn inzwischen kein Problem mehr. Nachdem er auch die Paraniden
und ihre Arroganz studiert hatte, widmete er sich dem Universum und dem Sub-Raum. Diese Forschungen dauerten bis heute an.
Inzwischen wusste er, wie der Sub-Raum funktioniert, vom Universum wusste er auch viel. Auch die Mikro-Partikel in Sprung-Toren hatte er endlich erforscht. Diese Partikel waren Verklumpungen von Sub-Raum-Materie und bestanden aus unzähligen atom-artigen Sub-Raum-Partikeln. Dank der Eigenschaften und Vielseitigkeit dieser unzählig variierenden Partikel konnte er seine Naniten unglaublich verkleinern und gleichzeitig verbessern: Inzwischen waren eine million Naniten nötig, um die Masse eines Photons zu bilden, wobei sie komplexer und rubuster waren als jemals zuvor, selbst der Sprungantrieb war kaum größer als 500.000.000.000 Sub-Raum-Partikel, was ungefähr dem Milliardstel hoch Milliarden im Quadrat eines Photons entsprach. Jede Nano-Maschine war
komplexer als die modernsten Raumschiffe hatte mehr Rechenleistung als die besten Computer und rechnete dabei mit mehrfacher Lichtgeschwindigkeit die dem zweifachen ihrer eigenen Geschwindigkeit entsprach, sie hatten Sensoren, die Sub-Raum-Schwankungen und Dimensions-Verzerrungen wahrnehmen konnten, sogar Kameras, die ein Atom so zeigten, wie es optisch aussehen würde. Die Maschinen konnten Materie und sogar Strahlung beeinflussen oder durch Sub-Raum-Prozesse auch selbst erzeugen. Sie erreichten millionen-fache Lichtgeschwindigkeit, waren dazu sehr wendig und konnten die dadurch bedingten Zeitverzerrungen durch entsprechende Mikro-Geräte kompensieren oder die Zeit selbst beeinflussen durch erzeugen von Sub-Raum-Anomalien. So war es zumindest heutzutage und was die Naniten konnten, konnte er somit auch, wobei seine Denkfähigkeit sich durch die Zahl der Naniten dementsprechend vermehrte. Er konnte Dinge ausserhalb der menschlichen Vorstellungskraft vollbringen oder sehen. Na gut, er trickste etwas durch Zeitanomalien, die seinen Maschinen die entsprechenden
Geschwindigkeiten verliehen. Wie viele Zivilisationen er schon entdeckt und oberflächlich erforscht hatte, unter anderem auch die Khaak, war enorm, tausende und abertausende Spezies im Bereich von der Steinzeit bis zur Hochtechnologie, dabei aber unter dem technischen Niveau der Menschen, Boronen, Teladi, Split, Paraniden, Khaak und Xenon. Von den Sohnen und dem Alten Volk abgesehen, konnte ihm keine Armee das Wasser reichen, aber er kämpfte ja auch nicht gerne, so hatten auch die Sohnen und deren Erschaffer ihn als gefahrlos eingestuft, er wurde von ihnen sogar regelrecht akzeptiert. Er hätte zwar jedes beliebige Schiff der Sohnen zerstören können, auch wenn die gesamte Menge der Schiffe ihm unangenehm werden konnte, doch wie gesagt, er kämpfte nicht gerne.
Wesen vom Alten Volk konnte er zwar durch Kraftfelder abhalten, ihnen jedoch keinen wirklichen Schaden zufügen, aber wozu auch, sie waren friedlich und er auch.
Die Gemeinschaft
Mit Sorgen betrachtete Thorsten in den letzten Jahren die Entwicklung der Terraner und der verschiedenen Völker wie Argonen, Boronen und deren
bekannten Völker, zwar waren die Boronen nicht kriegerisch, doch Technik von ihnen konnte missbraucht werden. Er hatte deswegen eine Art Gemeinschaft ins Leben gerufen, die er leitete: Er hatte sich dabei zum Ziel gemacht, Technologien oder Entdeckungen, für die die Völker noch nicht bereit wären ohne sich gegenseitig zu schaden, in ihrer Entwicklung stark zu bremsen. Dabei bot er den entsprechenden Personen eine Unterkunft auf einem der Planeten, die er selbst erschaffen hatte um darauf Lebewesen auszusetzen und so neben Nährboden auch Natur entstehen zu lassen. Jedem war es freigestellt, mitzukommen um dort zu leben, auf Wunsch auch mit der Familie, alle konnten Urlaub in ihrer Heimat machen oder dauerhaft in ihre Heimat zurückkehren. Wobei bei Letzterem die Erinnerungen und Forschungsergebnisse von den Planeten gelöscht und mit einer Phantom-Geschichte ersetzt wurden, denn schliesslich sollte niemand die Erfindungen, die die Wissenschaftler dort machten, für böse Zwecke missbrauchen oder von der Gemeinschaft erfahren. Die Erinnerungslöschung war aber nicht zwingend notwendig wenn die Zurückkehrenden Stillschweigen bewahrten. Zu dem Zweck der Geheimhaltung, bekam jeder Borone, der sich der Gemeinschaft anschloss, primitive Naniten injiziert, die die RNA-Kommunikation in Bezug auf die Gemeinschaft unterbanden, sobald die Boronen das Gebiet der Gemeinschaft verliessen.
Da viele intelligente Wissenschaftler verschiedener Völker dort miteinander lebten und arbeiteten, besaß man dort zahlreiche Technologien von denen die normalen Völker noch weit entfernt waren, theoretische Mechanismen waren hier Realität. Auch wenn nichts dem technischen Wissen von Thorsten nahe kam, waren es doch Beeindruckende Ergebnisse des friedlichen Zusammenlebens. Heilmittel gegen verschiedenste Krankheiten, hochentwickelte Schiffstechnologien und Alltagstechnologie entwickelten sich hier mit enormer Geschwindigkeit, wobei Thorsten allen Lebewesen das Leben verlängerte, teils als Lohn für ihre friedvolle Zusammenarbeit, teils als Ersatz für die zum Teil verlorene Heimat, jedoch galt auch hier, dass dies nur auf Wunsch geschah.
Heute, man schreibt des Erd-Jahr 2932, die Khaak wurden vor wenigen Monaten von den Argonen in Omikron Lyrae zurückgeschlagen, wollte
er wieder ein paar Lebewesen für seine Gemeinschaft anwerben: Zwei Boronen, einen Argonen, einen Paraniden, zwei Teladi, einen Split, zwei Xenon und einen Khaak. Tausende winziger Antriebe in seinem Körper trieben ihn durch den Weltraum über Argon-Prime und brachten ihn auf den Weg zu einem der Boronen: Nume Mi. Dieser Borone war nah daran, den torlosen Sprungantrieb für alle ausser den Terranern verfügbar zu machen, was die Paraniden und Split dazu befähigen würde, die Xenon und Khaak stark anzugreifen. Für die Xenon wäre dies nicht allzu schlimm, sie hatten tausende von Sektoren annektiert und waren dementsprechend zahlreich, doch es könnten Xenon zerstört werden, die bereits das Bewusstsein erlangt hatten. Für die Khaak wäre es weit schlimmer gewesen, denn sie waren nicht zahlreicher als die Boronen und würden warscheinlich restlos vernichtet werden. Er schwebte langsam zu seinem Ziel.
Es war ein wunderschönes Bild, das sich ihm dabot: Blumen, die so hoch wie er waren, schliesslich war es kein Kunststück größer als ein Borone zu sein, wehten im Wind von Argon Prime, den er durch seinen Umweltanzug kaum spüren konnte. Die Blumen, eine Art von Sonnenblumen, hatten ein schillerndes Muster, dass dem blauen Meer auf
seiner Heimat in Königstal stark glich. Er saß auf einer Bank im Park des Forschungszentrums, wo er soeben einen Vortrag zur Befehls- und Sozialsstruktur der Xenon gehalten hatte. Er war ein Experte auf diesem Gebiet und äusserst vertraut mit dem torlosen Sprungantrieb der Xenon, er war auch nicht weit davon entfernt, ihn zu verstehen, denn die Khaak, deren Angriffe in letzter Zeit nachgelassen hatten, hatten ähnliche Sprungsignaturen, die einen Schlüssel zur Lösung des Problems zu enthalten schienen, doch es war noch nicht so weit, seine Ergebnisse
zu veröffentlichen. Auch wenn der schöne Morgen jedem anderen Lebewesen, ausser den seltsamen Split, das Glück ins Herz getrieben hätte, so konnte er sich nicht so froh schätzen, viel zu traurig machte ihn das was er in seinem Wasser noch schmecken konnte: Die Angst und Trauer seines Sohnes, der wohl bald sterben würde. Der kleine Nalo Mi
hatte eine seltene Art Membranen-Krebs, die sich durch seine gesamte Haut zog. Von aussen konnte man dem Wissenschaftler nichts ansehen, bis auf den leichten Grau-Schleier, den der Geschmack der Trauer durch seinen Anzug schimmern liess.
"Ah, Nume. Gut das ich dich noch mal treffe." Der alte Argone, sein werter Lehrer und Kollege Handren Solen, schreckte Nume aus seinen tristen Gedanken auf und setzte sich neben den wesentlich kleineren Boronen auf die Park-Bank, wobei seine Halb-Glatze in Harmonie mit seinen grauen Haaren wie eine Schneelandschaft in der Morgensonne glitzerte.
"Oh, hallo Handren...was willst du denn noch von mir?" der Argone rieb sich nachdenklich mit seinem rechten Zeigefinger den seinen Mund umschliessenden kurzen Bart "Du wirkst seltsam, so still und nachdenklich habe ich dich noch nie gesehen, selbst als du mein Student warst. Ist es wegen deinem Sohn?" "Ja...es sieht schlecht aus. Die
Ärzte haben dermomembranen Krebs festgestellt, es gibt kaum ein Heilmittel oder eine Chance auf Genesung." "Um Gottes Willen...das..." der alte Mann legte seine Hand auf seinen Oberschenkel und blickte nach unten "...das ist furchtbar Nume. Ich...ich kann dir nicht sagen wie leid mir das tut. Kann man denn garnichts machen?" "Nein... es ist aussichtslos."
Eine dunkle Wolke der Trauer durchzog den Umweltanzug des Boronen. "Nume...ich würde dir nur zu gerne noch ein bisschen beistehen... aber ich habe noch eine dringende Sitzung. Ich versuche dich übermorgen noch einmal zu erreichen." "Dann bin ich schon wieder zu hause...ich danke dir für dein Mitgefühl...doch, ich würde jetzt gerne etwas allein sein." "Na gut...wir hören dann noch voneinander." Der alte Mann richtete sich stöhnend auf und ging langsam zu dem runden Verwaltungssaal des Instituts. Nume musste erst in zwei Stazuras mit seinem Mako in dem Sprungtransporter, einem Mammut im Orbit, andocken.
Er versuchte die dunklen Gedanken aus seinen Schmeckern und seinem Kopf zu verbannen und sich auf das Blumenfeld zu konzentrieren, welches er mit aller Kraft fixierte. "Guten Tag Doktor Mi." Nume schreckte aus seiner Konzentration auf, wie aus dem Nichts saß ein großer Argone neben ihm. Er hatte keine Schritte gehört und da es kein Borone war, war er wohl auch nicht auf die Bank geschwebt. Hatte Nume sich etwa so konzentriert, dass er die Schritte einfach überhört hatte?
Der Argone hatte eine gespenstische Ausstrahlung, dunkle blaue Augen fixierten den selben Punkt wie Numes zuvor und braune Haare in einem seltsamen Bürstenschnitt bewegten sich langsam im Wind, das Gesicht schien keine Emotion durchscheinen zu lassen.
Nume war eingeschüchtert, selbst wenn seine traurigen Gedanken immernoch um seinen Sohn kreisten, er antwortete zaghaft: "Guten Tazura..." seltsamerweise benutzte der Argone die alte Tagesrechnung der Argonen "...sie kennen mich, aber wer sind sie wenn ich fragen darf?" die Miene des Argonen zeigte das erste mal einen Ausdruck: Scham "Oh entschuldigung. Mein Name ist Thorsten Kemmrich." "Ach so...Herr Kemmrich. Und was wollen sie von mir?" "Ich habe ihre Arbeit studiert und möchte ihnen ein Angebot machen. Was würden sie davon halten, ihre Studien über die Xenon am arbeitendem Objekt fortsetzen zu können? Sie könnten auch weitere Informationen zu ihrer Sprungantrieb-Forschung sammeln." "Moment mal! Woher kennen sie meine Sprungantrieb-Arbeiten?! Die habe ich noch nicht veröffentlicht." "Sagen wir einfach, ich habe da meine Quellen. Hätten sie nun Interesse?" "Meinen sie eine Expedition?" "So etwas in der Art." "Tut mir leid, aber aus familiären Gründen kann ich zur Zeit keine Reisen antreten, diese Veranstaltung war der letzte Termin." "Sie können ihre ganze Familie mitbringen. Es gibt Unterkünfte und es ist absolut sicher." "Tut mir leid, dass ist etwas komplizierter." "Ihr Sohn wird bestens versorgt werden." "Ich galube kaum, dass sie...hey? Woher wissen sie von meinem Sohn?!" "Wie gesagt, ich habe meine Quellen." "Was für Quellen?
Mir wird das langsam zu bunt. Wenn sie hier weiter ihre Geheimdienst-Masche abziehen, dann rufe ich die Polizei." "Es tut mir leid, dass ich ihnen zur Zeit keine weiteren Informationen geben kann, aber die Sache ist ziemlich kompliziert. Es zwingt sie ja auch niemand zu etwas." "Mir ist das alles zu suspekt. Ausserdem kann ich nicht mitkommen...sie kennen ja meine Gründe anscheinend nur zu gut." "Wenn das so ist. Dann werde ich jetzt gehen." Nume blickte wieder auf das Blumenfeld, nach einer
Sezura drehte er sich zu dem Platz wo der seltsame Argone eben gesessen hatte. Doch weit und breit war niemand zu sehen. "Das...das ist unheimlich." Nume entschloss sich, doch lieber schon jetzt in den Orbit zu fliegen, er schwebte lautlos in Richtung Shuttle-Port, wo ihn ein Shuttle zu den Landeplätzen und seinem Mako bringen würde. Seine Gedanken kreisten um seinen kranken Sohn und den unheimlichen Argonen.
Dank des Sprung-Transporters war Nume nach Mizuras in Königstal, wo er Kurs auf das Nord-Becken seiner Heimat nahm, wunderschöne grüne Ozeane schmückten den Planeten. Nach weiteren 40 Mizuras war Nume an seinem Haus angekommen, es lag mitten in einem lila-blauen Korallen-Hain und hatte ungefähr die 5-fache größe seines Makos. Es war umhüllt von einer grauen Volke verdünnter Trauer, die von der sanften Strömung verweht wurde. Nume schwamm ein und sah seine Frau Hila am Tisch sitzen, dunkle Trauer strömte aus ihr heraus, sie war vornübergebeugt und quiekte in den boronischen Trauer-Lauten. Nume schwamm heran und die lilane Farbe der Beunruhigung drang aus ihm: "Hila...ist ist Nalo...?" "Er hat das Bewusstsein verloren, die...die Ärzte geben ihm nur noch diesen und den nächsten Tazura."
Nume war geschockt, er setzte sich zu seiner Frau und weinte ebenfalls jämmerlich.
Thorsten war zu dem Haus von Nume gesprungen und hatte sich phasenverschoben um von Nichts und Niemanden entdeckt zu werden.
Er sah von seiner Position aus in das bio-technische Haus, welches aus zahlreichen Kugeln bestand, die an einer Hauptkugel befestigt waren, hinein: Zwei Boronen saßen in der Küche, wobei Nume gerade aufschwebte um zu seinem Sohn zu schwimmen, der im Zimmer rechts
daneben in einer boronischen Liege-Kuhle lag, welche in einiger Höhe über dem Boden aus der Wand ragte. Thorsten bewegte sich durch die Wände, welche in den verschiedensten Grün-Tönen schillerten, in das Zimmer des kranken Boronen und blickte auf die traurige Szene, die sich darbot:
Nume lag in tiefes Schwarz gehüllt an der Kuhle seines Sohnes und quiekte in Trauer. Thorsten trat neben den kleinen Boronen und hob
die Phasenverschiebung auf.
Nume hatte sich eben an die Liege-Kuhle seines Sohnes gehängt, der entgegen der boronischen Gewohnheit mit seinem Rücken den Boden
berührte. Die Membranen-Missbildung war weit fortgeschritten, zahlreiche schwarze Flecken, welche nach aussen hin in die Farbe der Haut übergingen und durch verwaschenen schwarze Linien miteinander verbunden waren, bildeten eine Art Netz auf der Haut des kleinen Boronen, die Augen waren geschlossen und er wirkte kraftlos, das Grün der Haut war blass und die Atmung des Kleinen war schwach. Nume weinte vor Verzweiflung, er konnte nichts machen um seinem Sohn zu helfen. Auf einmal stand jemand neben ihm. War es seine Frau? Nume blickte auf und sah den seltsamen Argonen, der ihm auf Argon Prime begegnet war der neben ihm stand! Er trug keinen Tauchanzug oder ein Atemgerät und trotzdem bewegte sich sein Brustkorb auf und ab. Nume wäre von der Kuhle gefallen, hätte ihn die Trauer um seinen Sohn nicht beherrscht.
Der Argone, oder was auch immer diese Person wirklich war, blickte voller Mitleid und Fürsorge mit ruhigen Augen auf den kleinen Nalo. Wie konnte dieser Argone hier überleben?! Nume sprach Kemmrich an: "Was machen sie hier? Und was zum Split sind sie?" stotterte er voller Angst hervor. Der Argone antwortete mit unveränderter Miene oder Blickrichtung:"Zum zweiten: Weit mehr als sie sich vorstellen können. Und zum Ersten: Ich wollte noch einmal mit ihnen reden, aber zu allererst bin ich hier um zu helfen." "Wie zu helfen?!" "Ich weiss nur zu gut, wie es ist jemanden zu verlieren, ich möchte ihrem Sohn helfen." Der Argone streckte den rechten Arm, den er zuerst mit dem Linken vor dem Brustkorb verschränkt hatte zu dem kleinen Nalo aus. Nume blickte fassungslos auf die Hand des Menschen, als diese an der Handfläche leicht zu leuchten begann. Der Argone hatte nun die Hand einen Zentimeter von Nalos kleinem Körper entfernt, das Leuchten wurde immer stärker, dann ging es über den freien Raum zwischen der Hand und seinem Sohn auf dessen Körper über.
Das Licht hatte eine warme weiss-gelbe Farbe und kleine Auroren der selben Farbe gingen von dem Hauptlicht aus. Das Leuchten bewegte sich
langsam durch den Körper von Nalo, wobei es sich wie ein lebendes Wesen schlängelte, jedoch wirkte es in keinster Weise bedrohlich, im Gegenteil, es war beruhigend und wirkte als ob es Gutes tun wollte. Gebannt blickte Nume auf das Ereignis vor ihm, das Licht hatte mittlerweile den ganzen Körper seines Sohnes eingehüllt. Nume unternahm nichts, so suspekt ihm der Argone erschien, so ehrlich klangen
dessen Worte, ausserdem glaubte Nume sowieso nicht, dass er etwas gegen dieses Wesen hätte unternehmen können, ob es nun ein Argone war oder nicht.
Da geschah etwas: Die schwarzen Linien, die die Flecken verbanden, verblassten auf Nalos Haut, dann die Flecken selbst. Danach wurde das Grün der Haut wieder kräftiger. Das Leuchten zog sich aus Nalos Körper zurück und bildete eine Kugel um die Hand des Argonen, deren Finger
gespreizt waren, dann zog die Kugel sich in einem dünnen Film über dessen Unterarm, um dann in diesem zu verschwinden. Der Argone blickte Nume mit einem warmen Blick an, zum ersten mal sah dieser ihn direkt an. Ein warmes Lächeln zog sich über den Mund des Argonen: "Ihr Sohn wird bald aufwachen, er ist jetzt geheilt. Ich wünsche ihnen noch ein schönes Leben." In diesem Moment begannen die Augenlieder Nalos zu zucken, dann öffnete er die Augen, während der Argone langsam zurücktrat. "Pa...Papa. Was ist mit dir? Du guckst so traurig." Nume konnte es nicht fassen. Sein kleiner Sohn, für den so wenig Hoffnung bestand, war putzmunter und sah ihn an. Nume umarmte seinen Sohn mit allen Tentakeln, die er entbehren konnte ohne zu fallen und seinen Sohn so aus der Kuhle zu reissen. "Nichts, Nalo. Nichts." Der kleine Borone war ziemlich überrascht, als sein Vater ihn so umarmte, er hatte zwar gewusst das er krank war, jedoch nicht wie schlecht es um ihn gestanden hatte.
Nume erinnerte sich an den Argonen dem er dieses Wunder zu verdanken hatte. Er drehte sich um und sah den Argonen an der Wand stehen, wobei
dieser einen glücklichen Gesichtsausdruck hatte, anscheinend darüber, geholfen haben zu können. "Wie...wie kann ich ihnen nur danken?" "Ich habe gern geholfen, sie brauchen mir nicht danken. Ich werde jetzt gehen." Der Argone drehte sich um und trat ohne diese zu beschädigen
einen Schritt durch die Wand. "Warten sie bitte..." rief Nume, woraufhin der Argone sich umdrehte "...ich habe zwar keine Ahnung, wie sie das
eben gemacht haben, aber ich werde mir ihr Angebot noch einmal überlegen. Würden sie bitte in drei Tazuras noch einmal kommen?" der Argone wirkte sehr überrascht, doch glücklich:"Aber gerne doch. Ich freue mich das sie es sich noch mal durch den Kopf gehen lassen."
Dann trat der Argone durch die Wand und verblasste zum Nichts. Numes Frau trat herein und sah ihren Sohn aufrecht und gesund in seiner Liege-Kuhle sitzen. Sie stürmte auf ihren Sohn zu und umarmte ihn noch heftiger als dessen Vater es zuvor getan hatte. Von seinen beiden Eltern umarmt war der kleine Borone zwar glücklich, aber verdutzt.
Thorsten war nach dem Aufenthalt bei Nume nach Priesterringe gesprungen. Er war eigentlich mehr froh darüber, das er die kleine Familie von Boronen wieder aus dieser grausamen Lage helfen konnte, als dass Nume sich doch noch entschieden hatte, sein Angebot noch mal zu überdenken. Er hatte es nicht einmal erwartet, denn für ihn war es mittlerweile eine Kleinigkeit Lebewesen zu heilen.
Doch meistens gab es diese Reaktion auf seine Hilfe hin. Er zeigte auch ein paar seiner Möglichkeiten oberflächlich um die Wissenschaftler neugierig zu machen, denn das klappte meistens, doch bei diesem Treffen hatte er an so etwas gar nicht mehr gedacht, zu leid tat ihm der kleine Nalo. Doch jetzt hatte er eine weit schwierigere Aufgabe vor sich: Einen Paraniden zu interessieren. Er hatte schon oftmals erfahren, dass diese Wesen so hochnäsig und von sich selbst eingenommen waren, dass es schwierig war, ihnen etwas für sie Beeindruckendes zu zeigen, ohne dass er zu viel Aufmerksamkeit erzeugte. Sie hinterfragten Alles und Jeden, ein Paranide dachte sogar einmal, er wäre in einem High-Tech-Simulator und rannte infolge der Annahme das ihm nichts geschehen würde mit voller Wucht gegen eine Wand. Erst die Heilung der Verletzungen konnte den Paraniden beeindrucken, auch wenn dieser es nicht zugab. Wieder andere Paraniden griffen ihn an, sie sprangen auf ihn und hämmerten mit ihren Armen auf ihn ein, er stand in solchen Fällen einfach ohne sich weiter zu bewegen. Die Paraniden waren nicht sonderlich beeindruckt davon, erst als er sie mit einem Arm hoch hebte und sie dann mit Hilfe eines 0G Kraftfeldes schweben liess, hörten sie ihm zu. Ein weiteres Problem stellte die Feindseligkeit zwischen Paraniden und Argonen da. Und da die Paraniden ihn zuerst, da er nun mal wie ein Mensch aussah, für einen Argonen hielten, gab es von Anfang an Vorurteile.
Diesen Paraniden von seinen Forschungen abzubringen, war besonders wichtig. Er arbeitete an einer speziellen Schockwellen-Bombe, die ganze Sektoren durch ihre Explosion leerfegen könnte. Das damit die Xenon und Khaak vernichtet werden sollten, war mehr als klar, dazu hätte er nicht mal seine enorme Denkleistung benötigt. Er sah die Station näher kommen, oder besser gesagt, er näherte sich ihr. Er weitete eine Sphäre aus Nano-Bots um die Station aus und suchte nach der atomaren Struktur von dem Paraniden, dessen Name Tikmanotslat war. Er fand diesen auf dem Weg zu seinem Büro in dieser Handelsstation. Thorsten schwebte durch den Weltraum auf die Aussenhülle der Station zu und drang durch deren Struktur, dann lehnte er sich an eine Wand und verschleierte sein Dasein vorsorglich für die Sensoren des Stations-Computers, dann hob er die Phasenverschiebung auf.
Tikmanotslat ging auf sein Büro zu, er hatte einen wichtigen Termin auf der Handelsstation in Paranid Prime, wo er seine Ergebnisse zur Schock-Bombe vorstellen sollte, sogar Priesterimperator Xaar würde anwesend sein. In anbetracht seiner mathematisch perfekten Berechnungen war dies aber fast schon als selbstverständlich zu betrachten. Eben hatte er noch etwas Soja-Grütze mit Stott-Gewürzen und Nostrop-Öl gegessen, diese Zusätze waren wohl das einzig Gute, was die unheiligen Teladi und Boronen als Leistung zu verbuchen hatten.
Die Tür zu seinem Büro öffnete sich und er trat ein. Die Tür schloss sich wieder, bevor er wütend werden konnte.
Ein unheiliger Argone stand unverschämt an einer Wand seines Büros, neben einer verzweigten Pflanze, auf dieser heiligen Station! Er stürmte auf den Argonen zu und packte ihn am Hals.
Seltsamerweise schien es den Argonen nicht zu stören, er verzog keine Miene in seinem völlig unbegründeten selbstsicheren Blick. "Wie bist du hier hereingekommen Unheiliger?" "Das übersteigt auch den Verstand eines Paraniden." "Wie kannst du es wagen..." Tikmanotslat drückte den
Hals noch fester, dieser gab aber nicht nach und der Argone zeigte weiterhin keine Reaktion. "...Computer, schicke den heiligen Stationssicherheitsdienst um diesen unheiligen Eindringling zu entfernen." der Computer meldete sich "Es tut mir leid, oh verehrenswerter Tikmanotslat, aber ich kann keinen Eindringling in eurem Gemach finden." "WAS?!" er konnte diesen unheiligen Argonen doch selbst mit seinen drei Augen sehen, wieso konnte der Computer ihn nicht orten? Sicher hatte der Argone die Sensoren zerstört. "Computer! Suche nach Schäden an deinen Sensoren!" "Verzeiht mir oh großer Tikmanotslat, aber alle Sensoren funktionieren mit mathematischer Perfektion." Der Argone richtete seinen Kopf auf, wieder lächelte er selbstsicher:"Der Computer und die Sensoren funktionieren auf die Weise wie sie sollen. Sie können mich nur nicht erkennen." "Du Unheiliger! Das ist unmöglich!" "Du kannst es mit deinen drei Augen ja selbst sehen, es ist möglich." "Ich werde dich..." "Du wirst mich loslassen."
Ohne das er es wollte, löste sich seine Hand vom Hals des Argonen und senkte sich an seine Seite. Tikmanotslat tobte vor Wut und versuchte krampfhaft eine Erklärung für die Ereignisse zu finden, sicher war es ein argonischer Trick. Er packte den Hals des Argonen mit der linken Hand und drückte noch stärker als zuvor mit der Rechten. Der Argone sah ihn entnervt an:"Mir reicht es. Ich werde dich wohl anders beruhigen müssen." Auf einmal wurde der Hals des Argonen unglaublich kalt, Tikmanotslats Hand wurde taub und löste sich kraftlos vom Hals des Argonen. Wie hatte der Argone das gemacht? Die Temperaturen waren für einen Argonen tödlich und dann konnte man keine Kälte-Erzeuger am Hals sehen. Der Argone sah Tikmanotslat an der sich seine Hand rieb:
"Kann ich nun mit dir reden?" "Nun gut. Sag uns was du willst." "Ich möchte dir ein Angebot machen: Ich kann dich Mathematik lehren, die ihr Paraniden noch nicht entdeckt habt. Die Bedingung ist, dass du mit mir kommst und gewisse Regeln befolgst." Wie konnte dieser Argone es wagen?! "Du kannst als Unheiliger keine Mathematik kennen, die wir Paraniden nicht schon kennen. Ausserdem werden wir uns keine Regeln von einem unheiligen Argonen auferlegen lassen. Wir werden jetzt gehen, du kannst ja versuchen, von dieser heiligen Station zu kommen." Tikmanotslat ging zu seinem Arbeitspult und nahm einen Daten-Träger heraus auf dem er seine Ergebnisse gespeichert hatte. Dann ging er aus seinem Büro und machte sich auf den Weg zu seinem Perseus. Durch die
gelben Gänge, welche mit prachtvollen Formeln und Zimmer-Pflanzen verziert waren.
"Na das ist ja toll gelaufen." murmelte Thorsten vor sich hin nachdem sich die Tür hinter dem Paraniden geschlossen hatte. Er hatte viele Sachen
aufgefahren, von der Neural-Kontrolle bis hin zur Temperatur-Veränderung, von seiner Wiederstandsfähigkeit mal ganz abgesehen. Er suchte kurz mit seinen Naniten im Stations-Computer nach dem Landeplatz von Tikmanotslats Schiff. Ein Perseus stand drei Deck unter ihm in einem Neben-Hangar.
Mit seinem winzigen Sprungantrieb versetzte er sich in den Eingangsbereich des Perseus, wo er auch dessen Sensoren blockierte. Eine Minute später kam auch der Paranide wieder herein, seine drei Pupillen weiteteten sich, zu einem Teil aus Ärger, zum anderen aus Überraschung.
Wie hatte der Argone das geschafft? Zum einen war er schneller gewesen als ein überlegener Paranide und zum anderen schien ihn Nichts und Niemand bemerkt zu haben. Er ignorierte den Unheiligen und machte sich daran, sein Schiff in die Handelsstation einen Sektor weiter zu fliegen.
Endlich mal was Neues was ein Paranide tat: Ignorieren. Da paranidische Schiffe lediglich eine Sicherheitsstütze hatten, welche eigentlich eine horizontale Liege mit Sicherheitsgurten war, lehnte Thorsten sich mangels eines Sitzes an die Wand und wartete ob der Paranide irgendwann eine Reaktion zeigen würde.
Nichts geschah. Thorsten konnte dank der verbesserten Sensoren in seinem Körper im Sektor 4 Orinokos registrieren, die alle einen Kurs auf den Perseus hatten, sie luden ihre Waffen und fuhren ihre Schilde hoch. In wenigen Mizuras würde auch Tikmanotslat die Orinokos auf seinem Gravidar sehen können. "Mal sehen, was geschehen wird." murmelte er gelassen vor sich hin.
Was geschehen wird?! Was meinte dieser Argone? Egal, was sollte ihm schon passieren? Sein Perseus war mit drei Beta-EPWs ausgerüstet und mit allen Extras ausgestattet. Drei Mizuras später konnte Tikmanotslat etwas auf dem Gravidar erkennen, der Computer identifizierte die Objekte als vier Orinokos in Kampfbereitschaft. Sie zielten auf Tikmanotslats Perseus und 4 Raketen-Warnungen kamen vom Schiffs-Computer. Er beschleunigte auf volle Geschwindigkeit und machte sich zum Kampf bereit.
Thorsten hatte die Gedanken der Piraten gelesen, sie wollten die Waffendaten von Tikmanotslat auf dem Schwarzmarkt verkaufen. Die Schilde des Perseus waren auf 15% gesunken, weiter hagelten Plasma-Ladungen und Raketen des Typs Libelle auf das Schiff ein. Der Paranide mühte sich mit den Kontrollen seines Perseus ab und seine drei Augen schnellten von einem Orinoko zum anderen. Gelegentlich traf er einen der Piraten, doch er war wesentlich schlechter dran.
Jetzt fielen die Schilde aus, die Hülle stöhnte unter der Belastung aus Energie und Raketen. Thorsten blieb weiter an der Wand angelehnt und verschränkte gelassen die Arme, für ihn war nichts davon eine Gefahr.
Diese unheiligen Piraten!!! Sie hatten die Schilde bereits untergeschossen und beschossen jetzt die Hülle. Mehrere Brüche im Rumpf wurden schon vom Computer entdeckt und abgeschottet, der Generator war infolge der Schild-Überlastung kurz vor der Explosion. Eine Plasmaladung traf das Cockpit-Fenster, welches nun einen Sprung hatte. Tikmanotslat bekam Angst, er sollte so nicht sterben! Von Unheiligen getötet. Der Riss in der Cockpit-Scheibe breitete sich aus. Tikmanotslat schloss die Augen in Erwartung eines grausamen Todes durch explosive Dekompression. Die Scheibe brach und die enorme Dekompression der kleinen Atmosphäre liess das Schiff in hunderte Trümmer bersten. Tikmanotslat zog die Augenbrauen hoch, in Erwartung wie ein Ballon zu platzen. Sezuras vergangen und Tikmanotslat spürte keine Anzeichen davon, ohne Schutz im Weltall zu schweben. Zuerst öffnete er zaghaft das linke Auge, dann das Rechte und schliesslich das Mittlere. Die ganze Umgebung bestand aus Trümmern, doch neben ihm schwebte der Argone, er hatte das selbe Lächeln wie zuvor im Gesicht, doch wirkte es nun eher wohlwollend.
Erst jetzt, als er seine Arme betrachtete, bemerkte Tikmanotslat das er von einem schwachen, für nicht-paranidische Augen nicht wahrnehmbaren Kraftfeld umgeben war, welches seinen Körper wie eine Haut umgab. Tikmanotslat konnte diese Gleichung nicht lösen. Was geschah hier? Den Argonen umgab dieses Kraftfeld nicht und er schwebte im leeren Raum, als würde er auf dem Boden eines Planeten stehen, mit dem Unterschied, dass seine Füsse entspannt von den Beinen abgestreckt waren, während Tikmanotslat ohne jegliche Kontrolle um seine eigene Achse kreiste. Von dem Argonen ging jetzt eine kaum sichtbare Sphäre aus, die sich rasant ausdehnte und ihren Mittelpunkt im Brustkorb des Argonen hatte. Wo die Sphäre die Trümmer seines Perseus berührte, wurden diese von einem blauen Leuchten eingehüllt.
Als die Sphäre alle Trümmerteile berührt hatte, zog sie sich in den Körper des Argonen zurück. Die Rus-Flecken und Verformungen auf den Trümmern verschwanden langsam und die Trümmer bewegten sich aufeinander zu. Die Trümmer formten wieder den Rumpf des Schiffes und wirkten wie ein großes Puzzle aus Schiffstrümmern.
Nachdem die Bruchstücke an ihrem Platz waren, verschwanden die Fugen zwischen den einzelnen Teilen, indem die Risse von den Ecken der Trümmer zu der Mitte der Fugen zuwuchsen. Das Kraftfeld um Tikmanotslat verschwand und die Instrumente des Perseus erwachten zu neuem Leben.
Der Argone sprach ihn an: "Können wir nun reden?" "J....Ja. Was willst du? Was bist du?" Tikmanotslat war geschockt von diesen Ereignissen, er begriff nicht wie der Argone dies alles gemacht hatte. Schliesslich musste es durch den Argonen geschehen, diese Dinge passierten ja erst seit dieser anwesend war.
Der Argone lächelte zufrieden "Nun, was ich bin sage ich dir noch nicht, aber wer ich bin: Mein Name ist Thorsten Kemmrich. Und was ich will, ist das du deine Forschungen einstellst und nicht veröffentlichst..." "WAS?!" "...als Lohn kannst du auf anderen Gebieten Forschungsergebnisse erziehlen. Du musst aber in eine abgeschiedene Kolonie gehen, kannst aber jederzeit unter dem Mantel des Schweigens Urlaub in deiner Heimat machen." "Was für Gebiete der Forschung wären das? Und in wie weit könnte uns Das Interessieren?" "Sieh her." Der Argone bewegte seine Hand in Richtung der Orinokos, die in Formation und völlig still ca einen Kilometer vor dem Perseus lagen. Anscheinend hatten die Ereignisse sie ähnlich beeindruckt wie Tikmanotslat. Der Argone stoppte die Bewegung seiner Hand vor Tikmanotslats Gesicht. Aus seiner Sicht war die Handfläche des Argonen nach oben gedreht und durch die Position der Hand sah es für Tikmanotslat so aus, als ob die Orinokos direkt über der Hand des Argonen schweben würden.
Seine Hand war in Position. Für den Paraniden vor ihm sah es jetzt so aus, als würden die Orinokos als Miniaturen auf seiner Hand schweben. Nun war es Zeit die Illusion zur Realität zu machen. Mit der Hilfe von tausenden winzigen Maschinen in den Nanobots und seinem Körper formte er eine tunnelförmige Raumanomalie, die wie ein Trichter von den Orinokos zu seiner Hand führte. Die Anomalie würde die Orinokos und deren Piloten in eine Blase aus komprimierten Raum hüllen, mit anderen
Worten: Die Orinokos würden mit ihren Piloten schrumpfen.
Tikmanotslat sah gebannt auf die Hand vor sich. Auf einmal veränderten sich die Lichtreflexe auf der Oberfläche der Orinokos. Der Argone senkte nun die Hand, die Orinokos senkten sich mit. Aber jetzt erkannte er, was geschehen war: Es sah nicht mehr nur so aus, als ob die Orinokos als Miniaturen auf der Hand des Argonen schweben würden, sie waren tatsächlich geschrumpft und flogen panisch über der Hand des Argonen hin und her. "Wie?" brachte Tikmanotslat geschockt hervor "Wie konnte das geschehen?".
Der Argone blickte auf die kleinen Schiffe auf seiner Hand: "Wenn du mit mir kommst, hast du irgendwann die Chance es herauszufinden." Der Argone hob seine Hand vor sein eigenes Gesicht und pustete: Die Orinokos wurden an ihre ursprüngliche Position geschleudert und durchflogen dabei die Scheibe des Perseus ohne das sie diese aufhielt oder sie diese beschädigten, wobei sie langsam wuchsen. Als die Orinokos ihre ursprüngliche Position erreicht hatten, hatten sie auch wieder ihre normale Größe. Wie aufgescheuchte Raumfliegen flogen die Piraten davon. Wieder war Tikmanotslat beeindruckt: "OK. Ich..." er fing sich "...Wir werden mitkommen. Aber gib uns bitte etwas Zeit um ein paar Dinge zu regeln." Der Argone wirkte froh: "Würden dir drei Tazuras genügen?" "Ja...es würde uns reichen." "Dann treffen wir uns in drei Tazuras an diesem Ort." Der Argone reichte ihm ein flaches Objekt, zuerst konnte er es nicht einorden, doch dann erkannte er es: Es war ein Blatt Papier, ein uralter Schriftträger, wie ihn vor langer Zeit die Argonen benutzt haben sollen, dies hatte er zumindest in einer Datenbank gelesen. Als er wieder aufschaute, war der Argone verschwunden. Tikmanotslat wusste zwar noch immer nicht genau was geschehen war, aber er war mehr als interessiert. Er wendete das Schiff und flog zurück zur Handelsstation. Er würde den Termin nicht mehr wahrnehmen, denn er sollte ja seine Forschungen einstellen, ausserdem hatte er noch viel zu erledigen wenn er bereit zur Abreise sein wollte.
Das war ja doch besser gelaufen als er gedacht hatte. Thorsten flog durch den Raum, mit einer Geschwindigkeit von 2000 m/s. Der Perseus wendete hinter ihm und flog zurück zu der Handelsstation, anscheinend hielt Tikmanotslat die Abmachung ein, seine Forschungen einzustellen und nicht zu veröffentlichen. Um die flüchtenden Piraten musste er sich keine Sorgen machen, wenn die Piloten jemanden von den Ereignissen erzählten, würde man es auf Raumkraut- und Raumspritkonsum beim betrachten eines Science-Fiction-Films begründen. Als nächstes stand der Argone auf seiner Liste: Redan Simten. Dieser Mann wollte ein Gerät herstellen mit dem man Schilde neutralisieren konnte, damit wollte er die Khaak besiegen, die seine Frau gefangen hielten. Die Frau tat Thorsten leid, es war, soweit man sich wehrte, eine Qual in ein Khaak-Neural-System integriert zu sein.
Die Khaak waren an sich friedlich, doch als vor Jahren ein argonisches Schiff mit dem Sprungantriebs-Prototypen in deren Sektor eintraf, kehrte der Forscher-Trupp, der den ersten Kontakt zu den Argonen herstellen sollte, nicht zurück. Die Khaak hatten mit dem Schiff vorher Kontakt aufgenommen, doch die Besatzung verstand den Schwänzeltanz, den die Insektoiden zur Kommunikation nutzten nicht. So konnten die Khaak nicht wissen, dass die Wesen in dem TP Sauerstoff atmeten, was für die Khaak tödlich war.
So vermuteten die Khaak, dass ihr friedlicher Forschertrupp mit feindlicher Absicht getötet wurde. Was garnicht so falsch war, denn aufgrund der Angst der Besatzung vor den Khaak, gingen diese aggressiv auf die im Todeskampf befindlichen Khaak ein. Das soziale Gefüge der Khaak war sehr beeindruckend: Jedes Individuum hatte eigene Intelligenz, einen eigenen Willen und eine eigene Persönlichkeit, doch arbeiteten sie mit telepatischer Verbindung wie ein Wesen. Jeder Khaak war mit allen anderen im Umkreis von 1000 Metern um ihn herum verbunden, was leider ihre Persönlichkeit und ihren eigenen Willen unterdrückte, sobald eine höhere Kaste anwesend war. Wozu die Khaak ihr Neural-System brauchten war einfach: Es verband einen beliebigen Organismus mit dem psycho-kollektiven Handeln der Khaak und ermöglichte den Insektoiden die Handlungsweise und das Denk-Gefüge dieses Wesens zu erfassen und zu verstehen. Diese Waffe, die der Argone entwickelte, würde alle Schilde ausschalten die in Reichweite waren. In den Händen der Split oder Paraniden hätte diese Waffe eine Katastrophe bedeutet. Sie war im Gegensatz zum Ionen-Disruptor dauerhaft und zerstörte die kompletten Schilde. Der Mann hatte eigentlich nichts Böses im Sinn, er wollte seine Frau retten und da er einer der führenden Schild-Konstruktuere der Argonen war, wollte er ein Gerät bauen, dass am besten zu seiner Tätigkeit passen würde ohne zu töten.
Da er aber weder die Mittel für die Entwicklung der Waffe, noch ein Schiff mit ausreichender Kampfkraft hatte, arbeitete Redan für das argonische Militär. Sobald die Paraniden oder Split ein Schiff mit dieser Waffe erbeuteten, wäre das eine Katastrophe. Vorher war Redan bei der Entwicklung von Terra-Watt-Schilden und mehr beschäftigt, die Forscher in Thorstens Kolonien hatten schon lange derartige Schilde, doch mit dem Wissen, dass die Forscher dort hatten, hätte Redan wahrscheinlich noch bessere Leistungen erbracht. Für die Kolonie wäre das ein gewaltiger Fortschritt. Thorsten brauchte keine besseren Schilde, er hatte bereits seit 2105 Terrawatt-Schilde, seitdem hatte sich deren Leistung in seinem
Körper um eine enorme Zahl potentiert, er hätte von allen Schiffen der Sohnen fünf Jahre unter Dauerfeuer beschossen werden können und hätte noch immer 50% Kapazität. Jedoch war seine Materie viel stabiler:Schwarze Löcher und andere Phänomene konnten ihm nichts anhaben. Falls doch mal etwas geschehen sollte, konnten er die Zeit verlangsamen und sich schneller Regenerieren als das Licht sich bewegte. Waffen gab es nur wenige die ihm im ihm bekannten Raum schaden konnten, wozu eigentlich nur die der Sohnen zählten...